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27. Januar 2017, von Michael Schöfer
Gebt Schulz doch mal eine faire Chance


In gewissen Kreisen, die meinem Eindruck nach eher mit der Linken sympathisieren, wird Martin Schulz derzeit hart angefeindet. Motto: Wie kann die SPD den zum Kanzlerkandidaten und, horribile dictu, auch noch zum Parteivorsitzenden machen? Hat der nicht damals… Doch bei der Frage, welcher Sozialdemokrat stattdessen diese Aufgabe hätte übernehmen sollen, halten sie sich vornehm zurück. Sahra Wagenknecht vielleicht, aber die ist erstens in einer anderen Partei, wäre zweitens wahrscheinlich kaum dazu geneigt und drittens innerhalb der SPD vermutlich auch schwer vermittelbar. Vom Wahlvolk ganz zu schweigen. Man muss Politiker generell kritisch sehen, gleich welcher Couleur. Martin Schulz ist da keine Ausnahme. Sahra Wagenknecht ebenso wenig. Und es hilft überhaupt nicht, ständig Willy Brandt zu exhumieren. Wobei auch der seine Fehler hatte. Kein Wunder, er war ein Mensch. Wenn Schulz den Niedergang der SPD aufhalten kann, ist das zu begrüßen. Man leidet buchstäblich unter dem heutigen Zustand der ehemaligen Volkspartei. In einer anderen Verfassung wäre sie von großem Nutzen. Und jetzt mal ehrlich: Wann war man je mit der SPD hundertprozentig zufrieden? Wenn ich mir die anderen Parteien ansehe, ist das Leiden nur unwesentlich kleiner, gelegentlich sogar größer. Will heißen: Jetzt gebt Schulz doch mal eine faire Chance. Wenn er sie versiebt - so what?