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10. Oktober 2016, von Michael Schöfer
Putin hätte zu Hause so viel zu tun


In einer repräsentativen Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung und der Boris-Nemtsov-Stiftung kam heraus, dass in Russland fast drei Viertel aller Befragten monatlich nicht mehr als 415 Euro verdienen, also ungefähr auf Hartz IV-Niveau leben. Fast drei Viertel! Putin hätte zu Hause so viel zu tun, stattdessen treibt er sein Land in außenpolitische Abenteuer hinein (Syrien, Ukraine) und provoziert damit Wirtschaftssanktionen - etwas, das Russland eigentlich gar nicht gebrauchen kann. Nationalismus macht nicht satt, von Stolz allein kann man sich nichts kaufen, die Russen werden das bestimmt irgendwann merken. Was nützt eine modernisierte Armee, die andere als Bedrohung empfinden, wenn gleichzeitig die Wirtschaft den Bach heruntergeht? Obwohl: Man stelle sich vor, die russische Wirtschaft würde - so wie die Chinas - florieren und Putin mit den unter diesen Umständen sprudelnden Steuereinnahmen die Armee aufrüsten. Das wäre ja eine noch viel größere Bedrohung. So gesehen ist es vielleicht besser, die Russen schwächen sich weiterhin selbst.