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25. Dezember 2019, von Michael Schöfer
Hätten wir doch bloß auf Hermann Scheer gehört


Es gab einmal einen deutschen Politiker, der behauptete felsenfest, man könne Deutschland mithilfe von Erneuerbaren Energien vollständig von atomaren und fossilen Energieträgern unabhängig machen. Das ist nicht der Beginn eines Märchens, diesen Politiker gab es tatsächlich - er hieß Hermann Scheer und war Mitglied der SPD. Scheer (1944-2010) gründete bereits 1988 die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien Eurosolar e.V. Und was hat die Politik getan? Sie hat die Erkenntnisse ignoriert und dadurch die Energiewende größtenteils verschlafen. Unweigerliche Folge: Die Erderwärmung geht ungebremst weiter.

Nun haben Wissenschaftler der amerikanischen Stanford-Universität eine Studie vorgelegt, in der sie darlegen, dass die Erneuerbaren Energien (Windräder, Solaranlagen, Wasser- und Geothermie-Kraftwerke) die gesamte Welt bis 2050 vollständig mit Energie versorgen könnten. Und das Ganze sei sogar billiger, als weiterhin fossile Energieträger zu verbrennen und Atomenergie zu nutzen. Ihren Modellrechnungen zufolge lägen die weltweiten Energiekosten 2050 bei 6,8 Billionen US-Dollar - heute seien es jährlich über 17 Billionen Dollar.

Wir wissen es schon lange: die Energiewende ist machbar. Die dafür notwendige Technik ist bereits vorhanden und obendrein auch finanzierbar. Nur die Politik müsste endlich einmal in die Pötte kommen, doch die hat jahrzehntelang viel zu wenig getan. Wie wir gerade auf der 25. Weltklimakonferenz in Madrid gesehen haben, ist das nach wie vor unser Hauptproblem. Die Untätigkeit ist wegen den schon jetzt deutlich spürbaren Folgen des Klimawandels kaum noch auszuhalten. Hätten wir frühzeitig auf Menschen wie Hermann Scheer gehört, sähe die Welt heute anders aus.