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10. November 2019, von Michael Schöfer
"Klimakanzlerin" - ein Image ohne Substanz


Bundeskanzlerin Angela Merkel pflege etwas "vom Ende her zu denken", lautet jedenfalls die von ihr sorgsam aufgebaute Legende. Die Energiebranche hat für ein Land ohne eigene Rohstoffe eine überragende Bedeutung, doch die Regierungsparteien scheinen nach dem Zusammenbruch der deutschen Solarindustrie nun auch noch mit aller Kraft am Kollaps der Windindustrie zu arbeiten. Von Januar bis September 2019 wurden hierzulande gerade mal 165 Windkraftanlagen errichtet (onshore). Zum Vergleich: In den letzten zehn Jahren waren es im Schnitt pro Jahr 1.204 Windkraftanlagen. Das ist in einer Zeit, in der wir uns sowohl von der Atomenergie als auch von den fossilen Energieträgern (insbes. Kohle) lösen, vollkommen widersinnig. Die Energiepolitik Merkels ist ganz offensichtlich nicht von ihrem Ende her gedacht worden. Wir müssten den Ausbau der Solar- und Windenergie nach Kräften forcieren, anstatt strategisch wichtige Industriezweige anderen Ländern wie China zu überlassen. Rückblickend werden die Historiker das Etikett "Klimakanzlerin" als das entlarven, was es in Wahrheit immer war: lediglich ein Image ohne Substanz.

China hat seinen Plan "Made in China 2025" - und was haben wir? Wir verpassen unter Angela Merkel den Anschluss, weil es in vielen Bereichen überhaupt keinen Plan zu geben scheint. Mittlerweile ist sogar in Albanien die Mobilfunkversorgung besser als in Deutschland. Ein anderes Beispiel: Ohne Subventionen gäbe es heute keinen europäischen Flugzeugbauer namens Airbus, der sich mittlerweile anschickt, den amerikanischen Rivalen Boeing als Weltmarktführer abzulösen. Die Geschichte von Airbus begann Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre. Hätte es damals schon eine Industriepolitik à la Merkel gegeben, wäre wohl nichts daraus geworden. Die strategischen Fehler der Regierung sind haarsträubend.