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06. Oktober 2019, von Michael Schöfer
Jungwähler mögen keine Volksparteien


Liebe Parteifunktionäre der ehemaligen Volksparteien, ihr müsst nun ganz stark sein. Der Bundeswahlleiter hat gerade die "Repräsentative Wahlstatistik" zur Europawahl 2019 veröffentlicht, aus der man wesentlich mehr als bloß das Gesamtergebnis erfährt.

In der Altersgruppe der 18-24-Jährigen haben lediglich 8,8 Prozent die CDU gewählt, 8,5 Prozent die SPD und 2,8 Prozent die CSU. Die Grünen hingegen bekamen in dieser Altersgruppe satte 34,9 Prozent. Ich kenne einige, die jetzt bestimmt ganz fest in die Tischkante beißen werden. Erst in der Altersgruppe ab 60 Jahre und darüber waren die ehemaligen Volksparteien stärker als die Grünen. Nüchterne Feststellung: Die Jungen werden älter, aber die Alten sterben peu à peu weg. Ist halt so, das ist der biologische Prozess.

Die Regierungsparteien sollten angesichts dessen weniger über "Fridays for Future" herziehen, sondern lieber eine bessere Umweltpolitik machen. Eine, die ihren Namen auch verdient. Die Jugend ist den Regierungsparteien zu ungeduldig? Umweltschutz könne man nicht übers Knie brechen? Das ist putzig und kommt von Parteien, die in der Vergangenheit viel zu wenig getan und deshalb auch die selbstgesteckten Umweltziele verpasst haben. Ausgerechnet die raten nun zur Geduld? Wie bitte, noch einmal 20 Jahre lang den ökologischen Umbau verschleppen? Von daher brauchen sie sich über das Wahlverhalten der Jungen wahrlich nicht zu wundern.

Ach, weil momentan in der CDU die Frage der Frauenquote wieder aktuell ist: Bei der Europawahl 1979 haben noch 39,6 Prozent der Frauen CDU gewählt (18-24 Jahre alte Frauen: 29,2 %), demgegenüber waren es 2019 bloß 23,5 Prozent (18-24 Jahre alte Frauen: 8,8 %). Scheint so, als verliert ihr gerade eine ganze Generation und ein ganzes Geschlecht. Von daher kann ich der CDU nur raten: Hört auf die Werte-Union und macht die CDU wieder spürbar konservativer, dann werdet ihr bei der jungen Generation und den Frauen grandiose Erfolge einfahren… Oder auch nicht!