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15. September 2019, von Michael Schöfer
Nicht bloß für die Saudis ein Alarmsignal

Seit 2017 ist Saudi-Arabien, das im Jemen Krieg führt, Raketenangriffen der Huthi (einer schiitischen Gruppierung) ausgesetzt. Anfang 2018 tönte die Regierung in Riad großspurig, alle Raketenangriffe seien abgefangen worden. Nun haben zehn Drohnen die wichtigen Ölraffinerien in Abqaiq und Khurais bombardiert, was mit einem Schlag die Hälfte der saudischen Ölproduktion lahmlegte. Zu den Drohnenangriffen haben sich zwar die Huthi bekannt, die USA beschuldigen jedoch den Iran. Wie dem auch sei, die saudische Luftabwehr hat jedenfalls kläglich versagt. Wenn man sich auf der Karte ansieht, wo Abqaiq und Khurais liegen, wird die ganze Brisanz des Angriffs offensichtlich. Khurais liegt 155 km östlich der saudischen Hauptstadt Riad, Abqaiq 60 km südwestlich der Hafenstadt Dammam am Persischen Golf. Etwas weiter nördlich von Dammam liegt Ra's Tanura. Dammam und Ra's Tanura sind die größten und wichtigsten Öl-Verladeterminals des Landes. Wären tatsächlich die Huthi für den Drohnenangriff verantwortlich, hätten sie eine Distanz von 1.200 bis 1.300 km überwunden (Luftlinie Abqaiq-Sanaa 1.307 km). Wohlgemerkt: ohne dabei entdeckt zu werden und mit verblüffender Zielgenauigkeit. Noch ist nichts Genaues über die Drohnen bekannt, es könnte sich aber um solche des Typs Samad-3 handeln, die die Huthi im Juli diesen Jahres der Öffentlichkeit präsentierten. Nach Huthi-Angaben hat die Drohne eine Reichweite von 1.500 bis 1.700 km, bei einem Test im Juli 2018 hat sie angeblich erfolgreich den internationalen Flughafen von Abu Dhabi angegriffen (Luftlinie Sanaa-Abu Dhabi 1.467 km). Allem Anschein nach erhöhen kleine und billige Drohnen die Schlagkraft solcher Gruppen enorm. Nicht bloß für die Saudis ein Alarmsignal.