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16. Juli 2019, von Michael Schöfer
Wir haben ein richtiges Monster erschaffen


Mit dem Schubladendenken ist das so eine Sache, neuerdings teilen die Medien die AfD gerne in "Gemäßigte" und "Radikale" ein. Das ist natürlich relativ und vom Standort abhängig. Verglichen mit Kim Jong-un ist Wladimir Putin sicherlich ein Gemäßigter, doch wollten Sie in Russland unter seiner Knute leben? Ich jedenfalls nicht, denn wenn man die liberale Demokratie befürwortet, wird man Putin wohl kaum als gemäßigt bezeichnen. Oder eben bloß im Vergleich mit dem stalinistischen Terrorregime in Nordkorea. Insofern ist es grotesk, im Zusammenhang mit der AfD von "Gemäßigten" zu sprechen. Sind Meuthen (weg von der linksrotgrün-versifften 68er Ideologie) oder Gauland (Aydan Özoguz in Anatolien entsorgen) gemäßigt? Nun, verglichen mit Kim Jong-un… "Wir haben ein richtiges Monster erschaffen", sagte Hans-Olaf Henkel, der frühere Vize-Vorsitzende der AfD. Leider zu spät, aber vollkommen zu Recht: Das Monster verschlang erst Bernd Lucke, dann Frauke Petry und nun womöglich Jörg Meuthen. Und wie die Hydra wurde die Partei von Mal zu Mal radikaler und unappetitlicher. Es gebe Versuche von "Rechtsideologen", die Partei zu übernehmen, begründete Henkel 2015 seinen Parteiaustritt. Es hat den Anschein, als wäre genau das geschehen.