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25. Dezember 1999, von Michael Schöfer
Prosit Neujahr


Nächstes Jahr feiern wir das Jahr 5761 - zumindest nach jüdischer Zeitrechnung. Dem islamischen Kalender zufolge befinden wir uns dann jedoch erst im Jahr 1378. Ein bißchen irritierend, finden Sie nicht? Wie dem auch sei, der Mensch mag nun mal runde Zahlen. 2000 ist so eine. Und da Christen eh zutiefst davon überzeugt sind, die Welt habe sich widerspruchslos ihren Anordnungen zu fügen, bejubeln wir eben am 31.12.1999 überall das neue Millennium.

Wirklich? Genaugenommen, sprich mathematisch korrekt, beginnt das neue Jahrtausend erst am 01.01.2001. Macht aber nichts, die Welt will halt betrogen werden. Das haben die Hotelbesitzer in Ozeanien (an der internationalen Datumsgrenze) längst begriffen. In der Hoffnung, am 31.12.2000 zu dem dann - aus christlicher Perspektive - einzig richtigen Jahrtausendwechsel erneut kräftig absahnen zu können, nehmen sie heute schon dem Anlaß entsprechend heraufgesetzte Reservierungswünsche entgegen. Ob’s bei einer Doppelbuchung Millenniumrabat gibt, ist bislang absolut offen. Obelix hätte angesichts dessen bestimmt ausgerufen: "Die spinnen, die Christen." (oder war es Asterix?)

Nun denn, Spannung erhält das Ganze sowieso bloß durch den berühmt-berüchtigten Millennium-Bug. Weil unsere Rechenknechte in puncto Datumswechsel gerade erst dem Windelalter entwachsen sind, kann es durchaus passieren, daß sich unsere Zivilisation am 01.01.1900 (...stutz!...) Verzeihung (...verdammter Jahrtausendfehler...), am 01.01.2000 vorzeitig das Lebenslicht ausbläst. Denn wenn diverse Berichte in mehr oder minder seriösen Gazetten stimmen, regnen ungefähr 10 Minuten nach Mitternacht völlig veraltete russische Atomraketen auf uns herab. Die Prognose, in der Silvesternacht würden mehr Feuerwerkskörper als je zuvor abgefeuert, könnte sich also in einem eigentümlichen Sinne bewahrheiten.

Deshalb sind mir Klugscheißer (siehe oben), die behaupten, das neue Millennium beginne erst ein Jahr später, völlig egal. Ich feiere bereits jetzt, denn man weiß ja nie. Sollte wirklich was dran sein an den Weltuntergangsprophezeiungen, habe ich wenigstens 10 Minuten Spaß gehabt. Für zwei Gläser Sekt dürfte es auf jeden Fall reichen. Wenn es weniger schlimm kommt, etwa im neuen Jahr lediglich die Computerbildschirme schwarz bleiben, haben Sie obendrein noch Glück gehabt. Denn dann müssen Sie nicht länger so einen Stuß lesen. Vielleicht versuchen Sie es mal mit einem guten Buch. Das soll, so habe ich mir sagen lassen, bei Kerzenschein sogar richtig romantisch sein.

In diesem Sinne, viel Glück im neuen Jahr(tausend).