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"Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen."
(George Orwell, 1903-1950,
britischer Schriftsteller)
"Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben."
(André Gide, 1869-1951,
französischer Schriftsteller)
"Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht."
(Abraham Lincoln, 1809-1865,
amerikanischer Politiker)
"Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht, und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind."
(Kohelet Salomo)



25. Mai 2025, von Michael Schöfer
Klima der Angst

In Nordkorea gab es beim Stapellauf eines Kriegsschiffs einen Unfall, der neue Zerstörer liegt auf der Seite halb im Wasser. Nicht schön, aber shit happens. Nun ist Nordkorea ein besonderer Fall, denn dort werden Menschen bekanntlich unbarmherzig verfolgt und völlig willkürlich bestraft. Staatschef Kim Jong-un, der bei dem schiefgegangenen Stapellauf persönlich anwesend war, hat bereits eine harte Strafe für die Verantwortlichen angekündigt, er bezeichnete das "katastrophale Versagen" als "kriminellen Akt". Kim führt den Unfall auf "absolute Fahrlässigkeit, Verantwortungslosigkeit und unwissenschaftlichen Empirismus" zurück, staatlichen Medien zufolge sind mittlerweile drei Werftmitarbeiter festgenommen worden. Man kann nur ahnen, was ihnen blüht. Nichts Gutes.




24. Mai 2025, von Michael Schöfer
Bei Obama hätten sie "Sozialismus" und "Planwirtschaft" gerufen


Washington Post-Eigentümer Jeff Bezos machte kürzlich seinem Blatt inhaltliche Vorgaben: "Wir werden jeden Tag schreiben, um zwei Säulen zu unterstützen und zu verteidigen: persönliche Freiheiten und freie Märkte. Natürlich werden wir auch andere Themen behandeln, aber gegensätzliche Standpunkte überlassen wir der Veröffentlichung durch andere. (…) Ich bin überzeugt, dass freie Märkte und persönliche Freiheiten das Richtige für Amerika sind. Ich glaube auch, dass diese Gesichtspunkte auf dem derzeitigen Markt der Ideen und Nachrichtenmeinungen nicht ausreichend berücksichtigt werden" Als der Multimilliardär 2013 die renommierte Traditionszeitung (gegründet 1877) für 250 Millionen Dollar kaufte, versprach er noch: "'Die Werte der 'Post' brauchen keine Veränderung. Die Zeitung wird ihren Lesern verpflichtet bleiben und nicht den Privatinteressen ihrer Besitzer' und er 'habe nicht vor, ins Tagesgeschäft einzugreifen'." Jetzt mischt er sich doch ein, mutmaßlich motiviert durch seine neugewonnene Nähe zu US-Präsident Donald Trump.




23. Mai 2025, von Michael Schöfer
Trumps "Baron von Münchhausen"-Diplomatie


Dass es Donald Trump mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, ist eine schamlose Untertreibung, denn er lügt im Grunde fortwährend. Der Washington Post zufolge hat er während seiner ersten Amtszeit 30.573 falsche oder irreführende Behauptungen aufgestellt. Mit anderen Worten: Trump ist ein notorischer Lügner. Dass sich daran in seiner zweiten Amtszeit etwas ändert, war nicht anzunehmen. Was sich allerdings geändert hat, ist der Kontext, in dem er seine Unwahrheiten verbreitet.




21. Mai 2025, von Michael Schöfer
Immer wieder in die gleiche ideologische Falle


Trumps Steuerpläne sehen Steuererleichterungen vor, natürlich vor allem zugunsten der Vermögenden, also seinesgleichen, dabei beträgt die Verschuldung der öffentlichen Haushalte schon jetzt horrende 36,87 Billionen US-Dollar = 122,85 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Ratingagentur Moody's hat den USA deshalb ihre Spitzennote bei der Kreditwürdigkeit entzogen und die Bonität des Landes von "Aaa" auf "Aa1" herabgestuft. Schuld ist laut Donald Trump natürlich allein Moody's, nicht seine eigene Haushaltspolitik. Moody's-Chefökonom Mark Zandi sei ein politischer Gegner des US-Präsidenten und niemand nehme seine Analysen ernst, ließ das Weiße Haus verlauten. Wie in der Antike: Schuld ist der Überbringer der schlechten Nachricht.




20. Mai 2025, von Michael Schöfer
Benjamin Netanjahus zynisches Spiel mit dem Hunger


Inzwischen warnen der New York Times zufolge sogar israelische Offiziere vor einer Hungersnot im Gazastreifen, doch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu betreibt weiterhin sein zynisches Spiel mit dem Hunger: Im fast vollständig zerstörten Gazastreifen leben ca. 2,1 Millionen Menschen. Seit Anfang März blockierte Israel alle Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung, nun durften endlich fünf Lastwagen mit Hilfsgütern den Grenzübergang Kerem Schalom passieren. Fünf Lastwagen für 2,1 Millionen Menschen! Notwendig wären Hunderte. Vor Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 transportierten rund 500 Lastwagen Waren in das Küstengebiet. Wohlgemerkt, 500 pro Tag.




17. Mai 2025, von Michael Schöfer
Sprachmodelle überzeugen mich nicht


Selbst Koryphäen sind nicht vor Irrtümern gefeit. Nehmen wir etwa den irischen Physiker William Thomson (1824-1907), besser bekannt unter dem Namen Lord Kelvin. Er war unter anderem von 1890 bis 1895 Präsident der britischen Royal Society, mithin einer der führenden Wissenschaftler seiner Zeit. "Eines wissen wir sicher, und das ist die reale und materielle Existenz des lichttragenden Äthers", erklärte er 1884 seinen Zuhörern in einem Vortrag über die Wellentheorie des Lichts. Bedauerlicherweise, zumindest für Lord Kelvin, widerlegten Albert Michelson und Edward Morley bereits 1887 in einem bahnbrechenden Experiment die Existenz des Äthers. Und darauf aufbauend entwickelte ein gewisser Albert Einstein seine Relativitätstheorie. Nicht verbürgt ist ein anderes Zitat von Lord Kelvin: "Schwerer als Luft? Solche Flugmaschinen sind unmöglich." Es wird allerdings häufig verwendet, um die Unsicherheit von Prognosen zu belegen. Oder um es mit dem verschmitztem Humor des Atomphysikers Niels Bohr auszudrücken: "Voraussagen sind schwierig – vor allem wenn sie die Zukunft betreffen."




10. Mai 2025, von Michael Schöfer
Eine gefährliche Eskalationsspirale


Man werde sich nicht in einen Konflikt einmischen, "der uns im Grunde nichts angeht", sagt der amerikanische Vizepräsident J.D. Vance zum aktuellen Krieg zwischen Indien und Pakistan. Doch ein Krieg zwischen den beiden Atommächten geht die ganze Welt an, denn davon hängt das Überleben der Menschheit ab. Es ist leider keineswegs so, dass nur bei einem nuklearen Schlagabtausch zwischen den USA und Russland die Existenz der Menschheit auf dem Spiel steht, dazu reichen nämlich auch die viel kleineren Nuklearwaffenarsenale Indiens und Pakistans völlig aus. Deutschland ist zwar mehr als 5.000 km von Pakistan entfernt, dadurch aber mitnichten in Sicherheit, selbst wenn bei uns weder indische noch pakistanische Atomsprengköpfe explodieren dürften.




10. Mai 2025, von Michael Schöfer
Trumpismus à la Merz und Dobrindt


Ich bin entsetzt. Kaum haben der Bundeskanzler und seine Minister geschworen, die Verfassung und das Recht zu wahren und zu verteidigen, verstößt die neue Bundesregierung bewusst gegen das für uns verbindliche Europarecht. Die Anweisung des neuen Bundesinnenministers Alexander Dobrindt (CSU), Asylbewerber an den Grenzen zurückzuweisen, ist nämlich offenkundig rechtswidrig.




06. Mai 2025, von Michael Schöfer
Es ist die Ungleichheit

Bei Umfrageergebnissen muss man zuweilen kräftig schlucken, aktuell zum Beispiel in der Rubrik "Die beliebtesten Politiker und politischen Persönlichkeiten" Großbritanniens. Dem Meinungsforschungsinstitut YouGov zufolge steht nämlich der rechtspopulistische Politiker Nigel Farage von Reform UK mit 36 Prozent auf Platz 2 der Rangliste. Der britische Premierminister Keir Starmer kommt mit 22 Prozent bloß auf Platz 19 und steht damit hinter seinen unmittelbaren Vorgängern Boris Johnson (Platz 4), Theresa May (Platz 10) und Rishi Sunak (Platz 11). Lediglich der tragisch agierende Brexit-Hauptverantwortliche David Cameron (Platz 24) und die kläglich gescheiterte Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss (Platz 72) sind noch viel unbeliebter als der jetzige Hausherr von 10 Downing Street. Oppositionsführerin Kemi Badenoch, seit November 2024 die neue Parteivorsitzende der Konservativen, ist genauso unbeliebt wie Starmer (22 %, Platz 18). Für die Etablierten ein Desaster.




04. Mai 2025, von Michael Schöfer
Die segensreiche Wirkung des Trump-Effekts


Donald Trump ist ein Wunderheiler, denn er könnte uns von der Krankheit des Rechtspopulismus erlösen. Ungewollt zwar, aber immerhin. Beispiel Kanada: In den Meinungsumfragen lag der konservative Parteivorsitzende Pierre Poilievre lange Zeit deutlich vor dem damaligen Premierminister Justin Trudeau, doch das änderte sich nach der Amtsübernahme von Donald Trump in den USA abrupt. Mark Carney, der erst im März 2025 Trudeaus Nachfolger wurde, gewann Ende April überraschend die kanadische Unterhauswahl. Poilievre verlor dabei sogar seinen Wahlkreis in Carleton/Ontario (in Kanada gilt wie in Großbritannien ein reines Mehrheitswahlrecht). Er kann sich bei Donald Trump bedanken, der mit seiner erratischen Zollpolitik, dem autokratischen Gebaren und vor allem dem Ansinnen, Kanada zum 51. US-Bundesstaat zu machen, Carneys bester Wahlhelfer war. Elbows up!




26. April 2025, von Michael Schöfer
Unabhängige Ermittlungsbehörde notwendig


Die Polizei ist ausführendes Organ des staatlichen Gewaltmonopols und wie jede Behörde an Recht und Gesetz gebunden. Soweit zumindest die Theorie. Aber es gibt immer wieder Fälle, bei denen das staatliche Gewaltmonopol anscheinend zu Unrecht angewandt wird. Doch dann wird es heikel, denn dann ermitteln Polizisten gegen Polizisten bzw. die eng mit der Polizei verbundene Staatsanwaltschaft. Auf Leitungsebene kennt man sich gut, muss schließlich schon von Gesetzes wegen miteinander kooperieren. Von dort ist es freilich bis zum Vorwurf der Kumpanei nicht mehr weit. Motto: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Was hintenherum besprochen wird, erfährt die Öffentlichkeit nicht. Und aktenkundig wird es ebenso wenig.




21. April 2025, von Michael Schöfer
Lobt ihn nur über den grünen Klee, ihr Heuchler


Am Ostersonntag habe ich einer Freundin in einer Kurznachricht geschrieben: "Die Katholiken zelebrieren mal wieder in aller Öffentlichkeit die Agonie ihres Oberbefehlshabers." Dass Jorge Mario Bergoglio aka Franziskus auf dem Petersplatz kaum noch den Ostersegen erteilen konnte, war dafür der schlagende Beweis. Aber vielleicht war es sein eigener Wille, einen Tag danach ist er jedenfalls tot.