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"Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen."
(George Orwell, 1903-1950,
britischer Schriftsteller)
"Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben."
(André Gide, 1869-1951,
französischer Schriftsteller)
"Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht."
(Abraham Lincoln, 1809-1865,
amerikanischer Politiker)
"Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht, und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind."
(Kohelet Salomo)



12. Oktober 2025, von Michael Schöfer
Infantiles Verlangen


Es gab bis dato keinen, der jemals so penetrant nach dem Friedensnobelpreis gierte wie US-Präsident Donald Trump. Und er scheint sich nicht einmal darüber bewusst zu sein, dass sich alle Welt über sein infantiles Verlangen lustig macht. 2025 hat ihn jedenfalls die venezolanische Oppositionsführerin Maria Corina Machado bekommen, sie widmete "diesen Preis dem leidenden Volk Venezuelas". Trump war daraufhin offenbar zutiefst beleidigt. Steven Cheung, Sprecher des Weißes Hauses, schrieb auf X (ehedem Twitter): "President Trump will continue making peace deals, ending wars, and saving lives. (…) The Nobel Committee proved they place politics over peace." (Präsident Trump wird weiterhin Friedensabkommen schließen, Kriege beenden und Leben retten. (…) Das Nobelkomitee hat bewiesen, dass es Politik über Frieden stellt.)




11. Oktober 2025, von Michael Schöfer
Macron hat abgewirtschaftet


Frankreich befindet sich zweifellos in einer schwerwiegenden politischen Krise, aber darüber wird bei uns leider sehr einseitig berichtet, was wiederum Ursache der weitverbreiteten Verständnislosigkeit ist. "Drastische Sparmaßnahmen stehen an, um den hohen Schuldenberg Frankreichs in den Griff zu kriegen. Sollte dies nicht gelingen, droht Frankreich, noch tiefer in die Schuldenkrise zu rutschen", schreibt etwa tagesschau.de. Mit "Sparmaßnahmen" sind natürlich Einschnitte im Sozialbereich gemeint. Was hierzulande fast völlig ausgeblendet wird, ist jedoch die schier unerträgliche Kluft zwischen Arm und Reich. Warum eigentlich? Warum sind die deutschen Medien blind für die Vermögensexplosion der Schlossbesitzer und Penthouse-Bewohner, während sie im gleichen Atemzug den weniger Begüterten empathielos empfehlen, den Gürtel gefälligst enger zu schnallen?




04. Oktober 2025, von Michael Schöfer
Das Maß an Heuchelei ist echt unglaublich


Wenn bei Festakten ein erlesenes Publikum zusammenkommt und sich gegenseitig beklatscht, kann man das Ganze meist vergessen. Man hört dort bloß das übliche Gelaber, das allerdings mit der Realität wenig zu tun hat. Das wissen die Redner, und das wissen auch die Zuhörer, dennoch erlebt man immer wieder das Gleiche. So auch am 3. Oktober aus Anlass des 35. Jahrestages der Deutschen Einheit. Die von Bundeskanzler Friedrich Merz angekündigte "Ruck-Rede" enthielt vieles, bloß keinen Ruck. In meinen Augen bot sie lediglich die bei derlei Anlässen sattsam bekannte Heuchelei.




01. Oktober 2025, von Michael Schöfer
Faschistische Agenda


Wer glaubt, "Kriegsminister" Pete Hegseth hätte die ranghöchsten Kommandeure der US-Armee auf dem Marinestützpunkt Quantico/Virginia bloß zusammengerufen, um ihnen seine Auffassung von körperlicher Fitness zu erläutern, ist naiv. Das hätte er ihnen auch per Rundmail mitteilen können. Es ging vielmehr darum, die Streitkräfte auf die Ziele von Donald Trump und seiner MAGA-Bewegung einzuschwören. Der Posse Comitatus Act von 1878 verbietet, die Armee im Inland für Polizeiaufgaben zu verwenden, erlaubt ist hingegen, sie gemäß dem Insurrection Act von 1807 zur Bekämpfung von Aufständen einzusetzen. Wenn der US-Präsident die Nationalgarde also anweist, die angeblich aus den Fugen geratene Kriminalität in (demokratisch regierten) Großstädten in den Griff zu bekommen, ist das illegal.




19. September 2025, von Michael Schöfer
Leider muss man es so nüchtern betrachten


The land of the free and the home of the brave? (Das Land der Freien und die Heimat der Tapferen?) Lachhaft! Die Nationalhymne der USA lügt. Richtig ist vielmehr: The land of the unfree and the home of cowards. (Das Land der Unfreien und die Heimat der Feiglinge.) Denn alle kuschen vor dem Möchtegern-Diktator Donald Trump: Kongress, Supreme Court und Unternehmen. Warum eigentlich? Jetzt hat ABC (American Broadcasting Company) auf höhere Weisung hin die Show von Jimmy Kimmel abgesetzt. Die Kommunistische Partei Chinas handelt genauso. Das muss diese Meinungsfreiheit sein, die Vizepräsident JD Vance insbesondere in Europa als bedroht ansieht. Im Gegensatz dazu muss man sich um die im 1. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten verankerte Rede- und Pressefreiheit natürlich keine Sorgen machen. Solange alle sagen, was US-Präsident Donald Trump hören will, gibt es keinerlei Beschränkungen. Garantiert.




18. September 2025, von Michael Schöfer
Deutschland muss den Sanktionen zustimmen


Bundeskanzler Friedrich Merz war bei Wiedereröffnung der Synagoge in München sichtlich angefasst: "Als Merz aus dem Buch von Rachel Salamander zitiert, kämpft er mit den Tränen. Er zitiert eine Passage, in der die Autorin als Tochter von Holocaust-Überlebenden ihre kindliche Frage schildert, 'ob denn den Juden niemand geholfen habe'." Das war echt, denn um anderen seine Emotionalität in dieser Art und Weise vorzugaukeln, muss man ein guter Schauspieler sein. Und Merz ist kein guter Schauspieler, er ist ja noch nicht einmal ein guter Politiker.




15. September 2025, von Michael Schöfer
Ein unvergesslicher Abend


In dieser verrückten Welt trifft es oft die Falschen. 2022, nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine, hat sich die Kulturwelt Westeuropas gefragt: Soll man noch Werke russischer Komponisten aufführen? Muss man russische Literatur aus den Buchläden verbannen? Ganz so, als hätten Tschaikowski, Tolstoi und Dostojewski etwas mit dem totalitären System von Wladimir Putin zu tun. Haben sie natürlich nicht. Wir Deutsche kennen das, nach 1945 fragte man andernorts: Darf man noch Beethoven spielen, kann man nach Auschwitz noch Goethe lesen? Doch was hatten die mit Hitler zu tun? Nichts.




15. September 2025, von Michael Schöfer
Dem Faschismus wird der Boden bereitet


Um es gleich vorweg zu sagen: Für Mord gibt es keine Rechtfertigung, egal wer die Täter oder die Opfer sind. Dass aber extreme politische Bewegungen solche Anlässe ausnutzen, um Märtyrer zu erzeugen und politische Verfolgung zu rechtfertigen, ist in der Geschichte oft genug vorgekommen, um auch jetzt eindringlich davor zu warnen, denn genau das muss man nun in den USA befürchten.




15. September 2025, von Michael Schöfer
Schräge Figuren


Die Amerikaner haben mit der Wahl von Donald Trump zugleich schrägen Figuren den Aufstieg ermöglicht, die unter normalen Umständen nicht in ein Regierungsamt gekommen wären. Aber was ist in diesen Zeiten schon normal? Verteidigungsminister Pete Hegseth beispielsweise (oder heißt er jetzt auch Kriegsminister?) gab in seiner Zeit als Fox-News Moderator zu, "dass er sich seit 10 Jahren nicht mehr die Hände gewaschen habe, weil 'Keime nicht wirklich existieren'. In der Sendung 'Fox and Friends' sagte Hegseth, dass die infektiösen Mikroorganismen nicht existierten, da sie mit bloßem Auge nicht zu sehen seien." Und: "Mein Vorsatz für 2019 ist es, im Fernsehen das zu sagen, was ich auch außerhalb des Fernsehens sage."




09. September 2025, von Michael Schöfer
Volksverdummung und Wahlkampfgetöse


Die deutsche Automobilindustrie hat den Wandel zur Elektromobilität verschlafen und leidet momentan unter schlechten Verkaufszahlen in China. Die unberechenbare Zollpolitik von Donald Trump kommt da noch obendrauf. Union und FDP, die stets so tun, als hätten sie die wirtschaftspolitische Kompetenz für sich allein gepachtet, fordern die Rücknahme des europäischen Verbrenner-Verbots ab dem Jahr 2035. Wohlgemerkt, es geht beim Verbrenner-Verbot ausschließlich um Neuzulassungen, der bereits existierende Fahrzeugbestand ist davon nicht tangiert. Ob man allerdings mit einer Politik von gestern die Zukunft von morgen gestalten und mangelnde Konkurrenzfähigkeit zurückgewinnen kann, ist mehr als fraglich.