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| Impressum 30. August 2009, von Michael Schöfer Es gibt einen klaren Verlierer Wer jetzt mit wem in Sachsen, Thüringen und dem Saarland die Landesregierung bilden wird, bleibt vorerst offen. Wahrscheinlich mit Ausnahme von Sachsen (Schwarz-Gelb hat dort eine klare Mehrheit) sogar bis nach der Bundestagswahl am 27. September. Es war wie bei vielen vorausgegangenen Wahlen auch: jeder darf sich ein bisschen als Sieger fühlen (wenigstens wird es von den Parteistrategen so verkauft). Die CDU, weil sie trotz herber Verluste die stärkste Partei geblieben ist. Die SPD, weil sie in zwei Ländern eine Schlüsselposition einnimmt. Die FDP, weil sie überall ordentlich hinzugewonnen hat. Die Linke, weil sie in zwei Ländern Regierungspartei werden könnte. Und natürlich auch die Grünen, weil sie im Saarland das Zünglein an der Waage spielen (Schwarz-Gelb-Grün + Rot-Rot-Grün sind rechnerisch möglich) und in allen drei Landtagen vertreten sein werden. Gab es bei diesen Wahlen überhaupt Verlierer? Ja, es gab einen klaren Verlierer, und zwar die Demoskopen. Die Meinungsforscher lagen nämlich an diesem Wahlabend abermals deutlich daneben. (Hinweis: Nachfolgend wurden nur Umfragen im Wahlmonat August berücksichtigt)
Saarland
[Quelle: Wahlrecht.de]
Sachsen
[Quelle: Wahlrecht.de]
Thüringen
[Quelle: Wahlrecht.de]
Fazit: a) In Bezug auf Sachsen waren die Prognosen, abgesehen vom Ausreißer SPD (+ 2,85 %), am genauesten, sie entsprachen praktisch dem späteren Wahlergebnis. b) Die Prognosen bei der SPD (Ausnahme Sachsen), der FDP und den Grünen entsprachen im Großen und Ganzen dem tatsächlichen Wahlergebnis, was man wiederum bei der CDU und der Linken nicht behaupten kann. c) Die CDU wurde in den Prognosen tendenziell überschätzt (Saarland + 2,5 %, Thüringen + 5,0 %), die Linke hingegen eklatant unterschätzt (Saarland - 5,8 %, Thüringen - 3,6 %). Ob dem systematische Fehler oder bewusste Falschaussagen der Befragten zugrunde liegen, ist unklar. Falls die Institute für den Fehler verantwortlich sind, werden Beobachter bestimmt darüber spekulieren, ob Absicht oder Inkompetenz dahinter steckt. Immerhin beeinflussen Umfrageergebnisse zumindest zu einem gewissen Teil das Wahlverhalten bzw. die Wahlbeteiligung. Anhänger einer Partei werden - je nach Konstellation - durch Umfragen ermutigt oder entmutigt. Dass die Linke als einzige Partei vor der Wahl in allen drei Bundesländern unterschätzt wurde (zwischen - 0,6 % und - 5,8 %), gibt jedenfalls zu denken. Wie dem auch sei, die krassen Fehleinschätzungen der Demoskopen bei der Beurteilung der CDU und der Linken machen sie sicherlich zum großen Verlierer dieser Landtagswahlen. Hört man sich die Äußerungen der Politiker an, sogar zum einzigen. Man darf gespannt sein, wie das bei den Bundestagswahlen sein wird. Da gegenwärtig beide Lager (Schwarz-Gelb vs. Rot-Rot-Grün) in Umfragen nahezu gleichauf liegen, sind Prognosefehler in den gezeigten Größenordnungen unter Umständen wahlentscheidend. |