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| Impressum 15. Juni 2007, von Michael Schöfer SPD stimmt gegen eigenen Antrag "Deutschland ist - gemessen an der gesamtwirtschaftlichen Leistung - so reich wie nie zuvor. Trotzdem arbeiten viele Menschen den ganzen Tag, können aber sich und ihre Familien vom erarbeiteten Lohn nicht ernähren. Armutslöhne sind ungerecht und unsozial. Sie missachten die Leistung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das ist ein Skandal. Wer voll arbeitet, muss davon leben können. Deshalb werden wir Schluss machen mit dem Lohndumping. (...) Wir wollen gerechte Löhne für gute Arbeit. Menschen, die einer Vollzeiterwerbstätigkeit nachgehen, müssen von ihrer Arbeit auch menschenwürdig leben können", sagt die SPD und spricht sich deshalb in einem Aufruf für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns aus. [1] Erstunterzeichner sind u.a.: Kurt Beck, SPD-Parteivorsitzender; Franz Müntefering, Bundesminister für Arbeit und Soziales; Hubertus Heil, SPD-Generalsekretär und Peter Struck, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. "Die SPD hält einen Mindestlohn für unabdingbar, bekräftigte die designierte stellvertretende SPD-Vorsitzende Andrea Nahles." [2] SPD-Fraktionschef Peter Struck rechnet allerdings nicht mehr damit, einen gesetzlichen Mindestlohn noch in dieser Wahlperiode durchsetzen zu können. Grund: Der Koalitionspartner (CDU/CSU) verweigert sich. Doch es nahte Rettung, "Die Linke" brachte nämlich den SPD-Aufruf wortgleich zur Abstimmung im Deutschen Bundestag ein. Zur Erinnerung: Die Union hat dort zur Zeit 224 Sitze, die SPD 222, die FDP 61, die Linkspartei 53 und Bündnis 90/Die Grünen 51. Darüber hinaus gibt es zwei fraktionslose Abgeordnete. [3] Die SPD hat sich daher abermals blamiert, alle Niedriglohnempfänger können sich bei ihr bedanken. 470.000 Vollzeitbeschäftigte sind in Deutschland trotz ihres Einkommens auf staatliche Zuschüsse zur Existenzsicherung angewiesen. [5] Das ist zu Recht, wie die SPD bemerkt, ungerecht, unsozial und skandalös. Folgen hat diese Erkenntnis dagegen bis auf weiteres nicht. Und wenn die Sozialdemokraten weiterhin so agieren, wird die Bundesrepublik noch länger einer der wenigen Industriestaaten sein, die keinen gesetzlichen Mindestlohn haben. Wikipedia listet auf, wer einen solchen bereits eingeführt hat und wie hoch er ist:
Keines der Länder ist daran bislang zugrunde gegangen. Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland ist mithin längst überfällig. Es genügt jedoch nicht, dies zu erkennen, man muss es auch tun. ---------- [1] SPD, Erklärung "Politik für Gute Arbeit - Deutschland braucht Mindestlöhne", PDF-Datei mit 466 kb [2] SPD-Aktuell vom 11.06.2007 [3] Deutscher Bundestag [4] Reuters vom 14.06.2007 [5] Stuttgarter Zeitung vom 30.03.2007 [6] Wikipedia, Mindestlohn |