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04. September 2006, von Michael Schöfer
Privatisierung der Bahn - warum eigentlich?


Die gute alte deutsche Bahn soll an die Börse. Früher ein echtes Sorgenkind, hat sie sich inzwischen beachtlich gemausert. Im ersten Halbjahr 2006 erwirtschaftete die Deutsche Bahn AG (vor Ertragssteuern) 491 Mio. Euro. Im einst chronisch defizitären Unternehmen hat demnach ein erstaunlicher Wandel zum Positiven stattgefunden, es ist zweifellos fit für den Kapitalmarkt. Die Politik streitet sich mittlerweile nicht mehr um das Ob, sondern bloß noch um das Wie. Es geht lediglich darum, ob die Bahn mit oder ohne Gleisnetz verkauft wird. Experten sagen allerdings, sie sei gut und gerne 100 bis 150 Mrd. Euro wert, beim Börsengang könne man jedoch nur mit Erlösen in Höhe von 10 oder 15 Mrd. rechnen. Anders ausgedrückt, die ehemalige Bundesbahn wird quasi verscherbelt. Warum eigentlich? In Großbritannien hat man mit der Privatisierung der Bahn denkbar schlechte Erfahrungen gemacht. Will man die in Deutschland unbedingt wiederholen? Anleger sind bekanntlich an Profiten interessiert, nicht am - aus der Sicht der Kunden - guten Funktionieren des Schienenunternehmens. Warum kann ein mittlerweile schwarze Zahlen schreibender Betrieb nicht dauerhaft in Bundeshand bleiben? Aus ideologischen Gründen? Wenn er Gewinne erwirtschaftet - umso besser. Ich meine, die Bahn muß deshalb im Besitz des Bundes bleiben. Es ist unvernünftig, wenn Defizite sozialisiert, Gewinne hingegen privatisiert werden.