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23. Mai 2007, von Michael Schöfer
Rüstungswahn und Hunger


Die Militärausgaben steigen immer mehr, im Jahr 2005 hat die Menschheit nach einem Bericht des Bonner International Center for Conversion (Bicc) insgesamt 1.030 Mrd. US-Dollar für ihre Streitkräfte ausgegeben. "Seit 2001 sind die weltweiten Rüstungsausgaben um ein Viertel gestiegen", stellen die Forscher des Bicc fest. Einsamer Spitzenreiter: die USA. Der Anteil der westlichen Hegemonialmacht an den globalen Militärausgaben beträgt beachtliche 46,4 Prozent, das sind 478 Mrd. Dollar. Andererseits erhalten in den USA 26 Mio. Menschen "Food Stamps" (staatliche Lebensmittelhilfe), und "die beläuft sich im Schnitt auf 21 US-Dollar pro Woche. Macht drei Dollar pro Tag oder einen Dollar pro Mahlzeit." [1]

Die Vereinigten Staaten haben 300.888.812 Einwohner [2] und geben demzufolge pro Kopf und Tag 4,35 Dollar fürs Militär aus - 45 Prozent mehr als sie pro Kopf und Tag in "Food Stamps" für Arme investieren. Das sagt im Grunde alles. Würde die Menschheit die gesamten Militärausgaben in Nahrungsmittel investieren (ich weiß, eine Utopie), könnte man den gegenwärtig rund 6,5 Mrd. Menschen pro Kopf und Tag immerhin 0,43 Dollar in Form von Lebensmittelhilfe zukommen lassen. Begrenzt auf die wirklich Bedürftigen, in den Industriestaaten ist ja meist ein Zuviel an Kalorien das Problem, wäre dies gleichbedeutend mit der Ausrottung des Hungers. Vielleicht gäbe es dann von den momentan weltweit 111 bewaffneten Konflikten etliche weniger. Unter Umständen wäre die Investition in Lebensmittelhilfe, was die Konfliktbewältigung bzw. -vermeidung angeht, sogar effektiver, als Soldaten und Waffen zu bezahlen.

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[1] Frankfurter Rundschau vom 23.05.2007
[2] Wikipedia, USA