|
Home | Archiv
| Impressum
16. Oktober 2007, von Michael Schöfer
Mogelpackung der Bahn
Was DB-Personalvorstand Margret Suckale gestern als
großzügiges Angebot an die Lokführergewerkschaft verstanden
wissen wollte, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als dreiste
Mogelpackung. Was die Deutsche Bahn ihren Lokführern anbietet,
ist nämlich nicht viel mehr als die berühmt-berüchtigte heiße
Luft. Dieses "Angebot" kann nicht ernst gemeint sein, vielmehr
soll es die Öffentlichkeit bloß über die
Verhandlungsbereitschaft des Mehdorn-Konzerns täuschen. Die
Absicht Suckales ist geradezu eine Beleidigung für den
Intellekt:
- Eigener Tarifvertrag für
Lokführer? Pustekuchen! Die GDL dürfte die konkreten
Arbeitsbedingungen nach wie vor nur im Einvernehmen mit
den Gewerkschaften Transnet und GDBA beschließen.
Alleinige Verhandlungsvollmacht hätte die GDL dadurch
nicht. Doch das ist nicht das, was man gemeinhin unter
einem "eigenen" Tarifvertrag versteht.
- Einmalzahlung von 2.000 Euro?
Darin sind zunächst einmal die 600 Euro enthalten, die die
Bahn schon mit Transnet und GDBA ausgehandelt hat. Weitere
1.400 Euro sind nur als Ausgleichszahlung für bereits
geleistete Überstunden gedacht, die sonst durch Freizeit
auszugleichen wären. Die Lokführer bekommen demzufolge von
der Bahn ihre eigenen Überstunden als Verhandlungsmasse
angeboten. Extrem großzügig. (Achtung: Ironie!) In
Wahrheit ist das Ganze an Dreistigkeit nicht zu
überbieten.
- 5,5 Prozent mehr Gehalt? Doch
nur, wenn die Lokführer gleichzeitig ihre
Wochenarbeitszeit von 41 auf 43 Stunden erhöhen. Das wäre
dann eine Erhöhung um zwei Stunden oder umgerechnet 4,87
Prozent. Mit anderen Worten: Hier bekommen die Lokführer
fast ausschließlich die Bezahlung von künftig zu
leistender Mehrarbeit angeboten, von faktischer
Gehaltsaufbesserung kann folglich keine Rede sein. Im
Grunde also eine weitere Unverschämtheit.
Nein,
diese Mogelpackung ist wahrlich nicht der Durchbruch bei den
Tarifverhandlungen mit der GDL, sie wird eher zu einer
weiteren Verhärtung der Fronten beitragen. So dumm kann die
GDL gar nicht sein. Es ist Zeit, dass die Bahn derartige
Scheinangebote unterlässt und der GDL endlich einen
substanziellen Vorschlag unterbreitet. Sonst blamiert sich die
Bahn, deren Image ohnehin nicht gerade das beste ist, bis auf
die Knochen.
|
|