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16. November 2007, von Michael Schöfer
Atomausstieg selber machen!


Die Abzocke der Energieversorger ist ja hinreichend bekannt. Alle leiden darunter. Auch mein Versorger, die MVV Energie AG, hat zum 1. Januar 2008 abermals den Strompreis erhöht. Der Grundpreis steigt dort von 81,25 € auf 84,99 € pro Jahr (das ist ein Plus von 4,6 Prozent) und der Verbrauchspreis von 18,15 Cent auf 19,49 Cent je kWh (das ist ein Plus von 7,4 Prozent). Als sparsamer Kleinverbraucher habe ich im vergangenen Jahr 509 kWh verbraucht, bei der MVV würde ich demzufolge im nächsten Jahr insgesamt 184,19 € bezahlen. Der Vollständigkeit halber sollte man hinzufügen, dass die MVV den Strom alles andere als umweltfreundlich produziert. 62 Prozent des MVV-Stroms werden mit fossilen Energieträgern hergestellt, 25 Prozent in Atomkraftwerken und nur 13 Prozent durch erneuerbare Energien. [1]


Gegen Atomkraft bin ich wegen den damit verbundenen Gefahren und der ungelösten Endlagerung schon länger, allerdings bislang ohne daraus die notwendigen Konsequenzen (Wechsel des Stromanbieters) zu ziehen. Fossile Brennstoffe wiederum sind angesichts des von Menschen gemachten Klimawandels, vgl. etwa die alarmierenden Berichte des IPCC, genausowenig akzeptabel. Die Zukunft kann folglich nur bei den regenerativen Energiearten (Windkraft, Solarenergie, Biomasse, Wasserkraft, Wasserstoff etc.) liegen. Dieser Erkenntnis habe ich nun endlich Taten folgen lassen und meinen Stromanbieter gewechselt. Durch die Website Atomausstieg selber machen! auf Naturstrom aufmerksam geworden, scheint mir deren Angebot in zweierlei Hinsicht attraktiv zu sein.

Erstens beziehe ich ab sofort nur noch Strom aus umweltfreundlichen Energiequellen, denn der Strommix von Naturstrom besteht zu 90 Prozent aus Wasserkraft und zu 10 Prozent aus regenerativen Energieträgern (Solarenergie, Windkraft, Biomasse).


Zweitens ist auch der Preis überraschend niedrig. Bei Naturstrom komme ich, gleichbleibenden Verbrauch unterstellt, auf einen Gesamtpreis von jährlich 193,38 €, das sind lediglich 9,19 € mehr, als ich bei der MVV zu zahlen hätte. 77 Cent Mehrbelastung pro Monat sind praktisch zu vernachlässigen, dafür habe ich ein gutes Gewissen. Außerdem bin ich geraume Zeit vor Preiserhöhungen sicher, denn Naturstrom gewährt momentan eine Preisgarantie bis zum 31. Dezember 2008, bis dahin hätte mein alter Stromanbieter gewiss schon die nächste Preiserhöhung ins Auge gefasst. Darüber hinaus investiert Naturstrom 1,25 Cent pro Kilowattstunde meines Stromverbrauchs in den Bau von neuen Erzeugungsanlagen, das Angebot an regenerativen Energiequellen wird daher peu à peu größer.


Überdies werden fossile Energieträger immer teurer, die regenerativen daher sukzessive konkurrenzfähiger. Der Zeitpunkt, an dem der Preis für Strom aus fossilen Brennstoffen den für Ökostrom überflügelt, ist bereits absehbar.

Mit dem Wechsel habe ich meinen CO2-Ausstoß immerhin um 259 kg und meinen Anteil am radioaktiven Abfall um 0,36 Gramm verringert. Gewiss, das erscheint auf den ersten Blick unbedeutend, aber wenn jeder der gegenwärtig 82,3 Mio. Einwohner Deutschlands pro Jahr 259 kg CO2 einsparen würde, ergäbe das die beachtliche Menge von 21,3 Mio. Tonnen - 2,4 Prozent der gesamten CO2-Emissionen Deutschlands (2006: 878 Mio. t). Zusammen mit anderen Maßnahmen kämen wir hierdurch unserem Ziel, die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren (40 Prozent weniger bis 2020), ein gutes Stück näher.

Der Wechsel des Stromanbieters selbst geht ganz einfach - per Internet auf der Website von Naturstrom. Informieren, Formular ausfüllen, fertig. Den Rest erledigt Naturstrom. Okay, mal abwarten, wie sich das Ganze langfristig entwickelt, ob der Wechsel zu Naturstrom wirklich reibungslos klappt und anschließend keine Schwierigkeiten auftreten. Ich werde an dieser Stelle über meine Erfahrungen mit dem neuen Stromanbieter berichten. Jedenfalls ziehe ich künftig allen Dreckschleudern und AKWs eine lange Nase: Nicht mit mir! Meinen Atomausstieg habe ich vollzogen, ich setze voll auf Zukunft.

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[1] Verivox