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19. März 2008, von Michael Schöfer
Islamischer Religionsunterricht? Nein danke!


"Die Deutsche Islamkonferenz hat erstmals Leitlinien für die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen festgelegt." [1] Bitte halten Sie mich nicht für engstirnig oder gar fremdenfeindlich. Das bin ich keineswegs. Trotzdem bin ich generell gegen islamischen Religionsunterricht. Aber nicht mit Blick auf den Islam, sondern weil ich mich prinzipiell gegen jeglichen Religionsunterricht an unseren Schulen ausspreche, auch gegen den christlichen. Ich bin nämlich für die strikte Trennung von Staat und Kirche. In der Schule sollte vielmehr Ethikunterricht stattfinden, in dessen Rahmen AUCH (aber nicht nur) Religionen behandelt werden. Alle gleichrangig, jedoch von einem möglichst objektiven Standpunkt aus. Man beachte den Unterschied: Religion erörtern anstatt Religion unterrichten. Hierzulande geht mir der Einfluss der Kirchen viel zu weit.

Jede Religion besteht im Grunde auf einem Alleinvertretungsanspruch und glaubt, die einzig wahre Lehre zu verkünden. Kritiker werden bekämpft - wo es geht, mit menschenverachtenden Methoden. Andere Auffassungen als vielleicht genauso gültig neben sich stehen zu lassen, ist ihnen größtenteils fremd. Intoleranz, Wissenschaftsfeindlichkeit und die Abwesenheit von Demokratie - für all das stehen Religionen. Ausnahmen bestätigen bloß die Regel. Nein, ich will keine Indoktrination, weder christliche noch islamische oder hinduistische. Religion ist reine Privatsache, sie hat folglich in der Sphäre des Staates nichts zu suchen. Daher geht es darum, den Religionsunterricht abzuschaffen, und nicht ihn auf möglichst viele Religionen auszuweiten. Privilegien bekämpft man nicht, indem man sie auf ein paar Schultern mehr verteilt. Nein, Privilegien gehören eliminiert.

Jetzt werden Sie vielleicht fragen: Und wo, bitteschön, bleibt da die Integration? Sie haben recht, aber ich habe große Zweifel, ob Integration ausgerechnet durch Religionsunterricht gefördert wird. Da es im Islam, anders als im Christentum, keine "Kirche" im eigentlichen Sinne gibt, beginnen jetzt wahrscheinlich vor allem die Muslime darüber zu streiten, was im islamischen Religionsunterricht konkret gelehrt werden soll. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Richtungen sind schließlich nicht marginal. Migranten zu integrieren, geht daher nicht über die Religion, sondern allein über die rechtliche Gleichstellung und die Förderung der Sprache des Einwanderungslandes (im vorliegenden Fall Deutsch). Mit anderen Worten: Echte Integration kann nur eine säkulare sein.

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[1] Frankfurter Rundschau vom 14.03.2008