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20. März 2008, von
Michael Schöfer
Wo sitzen eigentlich die
Verfassungsfeinde?
Die Liste der vom Bundesverfassungsgericht zuletzt ganz oder
teilweise als verfassungswidrig deklarierten Gesetze bzw.
Maßnahmen wird immer länger:
- die Vorratsdatenspeicherung
von Telefon- und Internetdaten
- die automatische
Kfz-Kennzeichenerfassung
- die Online-Durchsuchung von
Computern
- die akustische
Wohnraumüberwachung
- Bestimmungen des
Außenwirtschaftsgesetzes, mit denen die Ausweitung der
Befugnisse des Zollkriminalamtes zur Überwachung des
Brief- und Telefonverkehrs erreicht werden sollte
- das niedersächsische
Polizeiaufgabengesetz, mit dem der Polizei die Befugnis
zur präventiven Telefonüberwachung eingeräumt werden
sollte
- die nach den Anschlägen auf
das World-Trade-Center in New York von den Bundesländern
durchgeführten Rasterfahndungen
- das Gesetz zur Einführung
des Europäischen Haftbefehls
- das Luftsicherheitsgesetz,
das unter bestimmten Umständen unter Inkaufnahme des Todes
unschuldiger Menschen den Abschuss von Zivilflugzeuge
erlaubt hätte
- die polizeiliche
Durchsuchung von Redaktionsräumen der Zeitschrift Cicero
Ich
frage mich: Wo sitzen eigentlich die wahren Verfassungsfeinde?
Gemessen an der oben aufgeführten Liste eindeutig auf den
Regierungsbänken. Muss angesichts dessen nicht endlich mal der
Verfassungsschutz tätig werden und beispielsweise Wolfgang
Schäuble genauer unter die Lupe nehmen? Ich bin schon auf den
nächsten Verfassungsschutzbericht gespannt. Normalerweise
beobachten die Schlapphüte ja gerne die Linkspartei. Völlig
falscher Ressourceneinsatz, die wahren Feinde der Verfassung
sitzen nämlich ganz woanders: in den Regierungsparteien. Es
ist paradox: Die, die ständig die "freiheitlich demokratische
Grundordnung" (FDGO) im Munde führen, verstoßen regelmäßig
gegen die Verfassung und werden erst von Karlsruhe gestoppt.
Bislang leider ohne die entsprechenden Konsequenzen. Einen auf
das Grundgesetz verpflichteten Beamten hätte man längst vom
Dienst entfernt, aber diese Maßstäbe gelten offenbar nicht für
alle. Leider.
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