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16. April 2008, von Michael Schöfer
Gute Vorsätze...


...lassen sich bekanntlich nicht immer realisieren. Und wenn etwas schief geht, wenn man seine Vorsätze nicht in die Praxis umsetzen kann, empfindet man das zuweilen als persönliche Niederlage. Konkret: Vor gut einem halben Jahr habe ich Microsoft vollmundig versprochen, dass mir Windows Vista nicht ins Haus kommt. [1] Ich wollte es künftig mit Linux probieren, schließlich soll das Open Source-Betriebssystem inzwischen recht gut funktionieren. Gesagt, getan: Am vorigen Wochenende habe ich meinen 6 Jahre alten Desktop-Rechner (Pentium 4 mit lediglich 256 MB RAM) gegen ein neues Notebook ausgetauscht (Intel Core 2 Duo T5600 mit 2 GB RAM). Zum Glück bekam ich noch eins mit Windows XP Home - wie gesagt, Vista kommt mir nicht ins Haus.

Nachdem gestern Abend bei Windows alles eingerichtet war, wollte ich meinen guten Vorsatz in die Tat umsetzen und als zweites Betriebssystem "openSUSE 10.3" aufspielen. Kurz vorher habe ich bei openSUSE die Anleitung durchgelesen und danach die DVD eingelegt. Hat auch alles wie beschrieben geklappt, openSUSE 10.3 installierte sich auf dem eigens dafür freigehaltenen Festplattenplatz, es gab keinerlei Probleme. Jedenfalls zunächst. Als Linux installiert war, wollte ich die Bildschirmauflösung ändern, denn openSUSE richtete auf meinem Rechner lediglich den Vesa-Standardtreiber ein, der bloß eine Auflösung von maximal 1024x768 gestattet. Für mein Notebook brauche ich aber 1280x800, andernfalls ist der Bildschirm etwas matschig.

Okay, dachte ich, kann ja nicht schwierig sein (bei Windows schon tausendmal gemacht). Normalerweise bekommt man den Grafikkartentreiber beim Kauf eines Rechners auf CD mitgeliefert. Sollte das einmal nicht der Fall sein, lädt man ihn sich kurzerhand von der Website des Herstellers herunter. Im Allgemeinen installiert sich der Treiber selbst, danach bietet die Grafikkarte die gewünschten Einstellungsmöglichkeiten. Mehr als ein paar Klicks benötigt man kaum, selbst wenn man ihn ausnahmsweise über den Geräte-Manager manuell einspielen muss.

Wie ich auf der openSUSE-Homepage lesen konnte, werden ATI-Treiber "wegen ihrer Lizenzbestimmungen leider nicht in openSUSE integriert". Doch angesichts dessen, was man alles tun muss, um den Treiber manuell nachzuinstallieren, sträuben sich bei dem von Windows verwöhnten User sämtliche Nackenhaare. Das Procedere kann ich hier gar nicht schildern, das soll sich jeder selbst ansehen. Bei Ubuntu, einer äußerst beliebten Linux-Distribution, ist die Vorgehensweise nicht anders.

Um es kurz zu machen, ich bin daran gescheitert. Als User mit guten (Windows-) Anwenderkenntnissen, aber eben kein ausgewiesener PC-Freak, war mir das zu mühselig. Oder hätten Sie Lust, sich da durchzuwühlen? Was nützt mir ein Betriebssystem, bei dem ich unter Umständen Tage brauche, um einen simplen Grafikkartentreiber zu installieren? Nichts. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem man mit dem neuen Betriebssystem praktisch keinerlei Erfahrung hat. Überdies macht man gerade am Anfang viele Fehler. Letztlich möchte ich mit den Programmen arbeiten und nicht meine kostbare Zeit mit den technischen Feinheiten des Betriebssystems verschwenden.

Wäre das Handling von Linux ähnlich komfortabel wie Windows, wäre das alles kein Problem. Jedes System bedarf einer gewissen Einarbeitungszeit, dieser Grundsatz gilt für Waschmaschinen genauso wie für PCs. Das ist mir natürlich klar. Aber wenn sich das Ganze bereits am Anfang als derart kompliziert herausstellt, lässt man es am besten bleiben. Dazu ist mir meine Zeit einfach zu schade. Wozu, fragt man unwillkürlich. Jetzt, nach dem ersten praktischen Versuch, verstehe ich immerhin, warum sich Linux bei der breiten Masse noch nicht durchgesetzt hat. Konsequenz: Wiedervorlage in ein paar Jahren. Vielleicht hat Linux dann die Usability von Windows erreicht. Bislang ist diese in den Augen der meisten Windows-Anwender noch nicht vorhanden. Zu Recht.

Nun, mit meinem Windows XP kann ich gut und gerne noch ein paar Jahre leben. Bis 2014 wird es Sicherheitsupdates geben, das reicht mir zunächst völlig. Ab und zu werde ich probehalber wieder ein Linux zum Ausprobieren installieren, möglicherweise ist das Problem mit den ATI-Treibern bis dahin eleganter gelöst worden. Hoffe ich wenigstens.

Nachtrag (22.04.2008):
Nach dem hilfreichen Tipp eines Lesers probierte ich die Installation von Linux mit Hilfe einer Virtualisierung (VirtualBox 1.5.6 von Sun). Es hat geklappt. Das - im Gegensatz zu VMware - deutschsprachige Open Source-Programm ist meinem ersten Eindruck zufolge bestens für solche Zwecke geeignet. Seit gestern Abend läuft nun bei mir Ubuntu 7.10 (Gutsy Gibbon). Und weil ich dabei auf den Geschmack gekommen bin, werde ich wohl demnächst mit VirtualBox erneut openSUSE 10.3 installieren. Plattenplatz ist ja heutzutage kein Problem mehr.

Nachtrag (25.04.2008):
Habe vorgestern mein Ubuntu 7.10 zerschossen. Wollte eine Veränderung im System vornehmen (Einstellung der Bildschirmauflösung), danach ist Ubuntu nicht mehr gestartet. Habe also die Virtualisierung gelöscht und gleich die brandneue Version 8.04 aufgespielt. Das gleiche Problem: die Bildschirmauflösung stimmt nicht. Manuelle Einstellung haut nicht hin, wollte daher Hilfsprogramm mit grafischer Benutzeroberfläche laden, bekomme das Programm jedoch nicht auf meinen Rechner. Die Paketverwaltung ist viel zu umständlich, von intuitivem Arbeiten kann absolut keine Rede sein. Was soll ich mit einer Bildschirmauflösung von 800x600? Jetzt ist Schluss. Ich habe einfach keine Lust mehr, meine Zeit mit einem (für Anfänger) derart unhandlichen Betriebssystem zu vergeuden. Bevor Du eine Einstellung ändern kannst, sind erst die und die Pakete zu laden. Was soll das? Tagelang die Bildschirmauflösung zu ändern versuchen, kann ich mir schlicht und ergreifend nicht leisten. Bei Windows dauert das bloß Sekunden. Naja, so zahlt man Lehrgeld. Vorerst bleibe ich bei Windows XP und verzichte auf weitere Experimente. Ein frustrierter Möchtegern-Wechsler (weg von Microsoft).

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[1] siehe Liebe Jungs aus Redmond vom 14.09.2007