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| Leserbriefe | Impressum 24. April 2008, von Michael Schöfer Deutschland wächst! Kürzlich bin ich darauf gestoßen, dass man Daten von Lexika grundsätzlich misstrauen sollte, da sie selbst bei vermeintlich einfachen Angaben (Anteil der Niederlande, der unter dem Meeresspiegel liegt) stark voneinander abweichende Antworten geben - sogar wenn sie aus dem gleichen Verlag kommen. [1] Jetzt wurde ich erneut auf Diskrepanzen aufmerksam. Bei der Brockhaus-Suche habe ich zum Spaß den Suchbegriff "Deutschland" eingegeben. Was kam dabei heraus? Deutschland wächst! Und das rapide, innerhalb eines Jahres. Dem "Brockhaus in 15 Bänden" zufolge, der laut Verlagsangaben permanent aktualisiert wird, ist Deutschland 357.093 qkm groß (Stand 2006). Wie man allerdings dem "Brockhaus in einem Band" (10. vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Stand 2005) entnehmen kann, waren es ein Jahr zuvor bloß 357.020 qkm. Wo, bitteschön, sind plötzlich die 73 qkm hergekommen? Soweit ich weiß, nicht von Eroberungen, denn nach dem letzten Debakel (1939-1945) führen wir - zumindest mit unseren Nachbarstaaten - keine Kriege mehr. Gab es einen asymmetrischen Gebietstausch? Wurden heimlich ein paar qkm gekauft? Wenn ja, von wem? Oder haben wir, ähnlich wie die Niederlande, dem Meer Land abgerungen? Ich weiß es nicht. Apropos Niederlande, die sind zu meiner Überraschung innerhalb eines Jahres ebenfalls größer geworden, und zwar um 17 qkm (41.526 qkm in 2005, 41.543 qkm in 2006). So ist also festzuhalten: Innerhalb eines Jahres sind drei (von neun) Nachbarstaaten und Deutschland selbst um insgesamt 107 qkm gewachsen. (Weitere Staaten zu untersuchen, war mir zu mühsam.) 107 qkm - so groß ist etwa die Stadt Norden, in Ostfriesland. Oder die Stadt Heidenheim an der Brenz, auf der Schwäbischen Alb. Meine Wahlheimat Mannheim ist mit 145 qkm nur unwesentlich größer. Bloß, um mal eine Vergleichsgröße zu haben. Wissen Sie eigentlich, was es kosten würde, fast ganz Mannheim aufzukaufen? Deshalb können Sie sich vorstellen, warum ich durch den rätselhaften Gebietszuwachs so beunruhigt bin. Da haben sich bestimmt einige hintenherum die Taschen vollgestopft. Oder liegt dem Ganzen das mysteriöse "Erdwachstum durch Neutrinostrahlung" zugrunde? Sind die unterschiedlichen Daten des Brockhaus-Verlags endlich der langgesuchte Beweis? Wenn ich weitersuche, bekomme ich vielleicht doch noch den Nobelpreis für Physik. Merken Sie jetzt, worauf ich da zufällig gestoßen bin? Okay, die einfachste Erklärung wäre, dass sich die Leute beim Brockhaus-Verlag schlicht geirrt haben. Nachmessen war denen vermutlich zu mühsam. Aber ich lasse mir doch nicht durch banale Rechenfehler meine schöne Verschwörungstheorie kaputtmachen... ---------- [1] siehe Gesunde Skepsis notwendig vom 27.02.2008 |