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06. Februar 2010, von Michael Schöfer
Leistungsträger


Joachim Löw, den alle (einschließlich des bodenständigen "Weißbier-Waldi" Waldemar Hartmann) schlicht "Jogi" nennen, soll vor zwei Jahren einen Arbeitsvertrag über 2,5 Mio. Euro unterzeichnet haben. [1] Die anstehende Vertragsverlängerung beschert dem Bundestrainer angeblich eine Erhöhung auf drei Millionen. [2] Das ist eine Steigerung um 20 Prozent. "BILD meint: Das hat sich der wichtigste Trainer des Landes verdient!" Diese Ansicht scheint die Nation zu teilen.

Die Forderung der Gewerkschaften, das Gehalt von Müllwerkern, Krankenschwestern und Straßenbahnfahrern um 5 Prozent anzuheben, wird hingegen als "maßlos überzogen" bezeichnet. Eine Krankenschwester hält den Kranken halt bloß die Bettpfanne hin, während Jogi immerhin das Aushängeschild der Nation trainiert. Das macht wohl den Unterschied zwischen "verdienten 20 Prozent" und "maßlos überzogenen 5 Prozent" aus. Wie schön, dass Deutschland neuerdings (seit dem Wahlsieg von Schwarz-Gelb) seine Leistungsträger wieder unterstützt. Die wären sonst glatt in Vergessenheit geraten.

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[1] RP-Online vom 25.10.2007
[2] BILD vom 17.12.2009