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28. September 2010, von Michael Schöfer
Wie richte ich ein Land zugrunde?


Man nehme eine fundamentalistische Kandidatin, die Masturbation für Ehebruch ("Die Bibel sagt, Lust empfinden sei Ehebruch. Man kann nicht masturbieren, ohne Lust zu empfinden.") und Pornographie für Teufelszeug hält ("Wenn ein verheirateter Mensch Pornos anschaut oder untreu ist, dann verletzt er nicht nur seine Reinheit, sondern auch die Reinheit seines Ehepartners."), AIDS als eine "Strafe Gottes" ansieht, Aids-Bekämpfung folgerichtig als "Verschwendung von Steuergeldern" bezeichnet und Darwins Evolutionslehre abwertend als "Mythos" verunglimpft.

Man nehme eine andere fundamentalistische Kandidatin, von der man nicht weiß, ob ihre zur Schau getragene Dummheit das amerikanische Gegenstück zu Verona Feldbusch ist, sie sich also bloß mit einer raffinierten Masche ausstaffiert hat, oder ob ihre Äußerungen (Afrika ist ein Land, kein Kontinent) wirklich die korrekte Beschreibung ihres Geisteszustands abbilden.

Man mache die gottesfürchtige Bibeltreue zur Senatorin und die naive Landpomeranze aus Alaska zur Präsidentin, würze das Ganze mit einem Wahlprogramm, das gleichzeitig Steuersenkungen, eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben sowie die Verringerung des Haushaltsdefizits verspricht, gebe dieser Partei auch noch die Mehrheit in beiden Parlamentskammern - und schon bestehen gute Aussichten, beim Zugrunderichten einer Nation äußerst erfolgreich zu sein.

Wer gedacht hatte, schlimmer als mit George W. Bush kann es nicht kommen, der sollte sich Christine O'Donnell und Sarah Palin ansehen. Und dann weiß er, es kann tatsächlich noch schlimmer kommen. Viel schlimmer.