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20. September 2011, von Michael Schöfer
Verstehe ich das richtig?


1. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat vor der Finanzkrise wertlosen Schrottpapieren das "Tiple A" zuerkannt - die höchste Bonitätsstufe.

2. Italien, das seine Schuldenquote zwischen 2000 und 2007 immerhin von 109,2 auf 103,6 Prozent des BIP absenken konnte, musste durch die von Standard & Poor's mitverursachte Wirtschaftskrise die Staatsschuld anheben, was Standard & Poor's natürlich nicht gefiel.

3. Weil Standard & Poor's Druck ausübte und mit einer Abwertung drohte, leitete Italien den Sparkurs ein.

4. Weil Italien auf Geheiß von Standard & Poor's künftig sparen muss, sind dort die Wachstumsaussichten schlechter geworden.

5. Weil die Wachstumsaussichten aufgrund des Sparkurses schlechter wurden, hat Standard & Poor's Italien nun eine niedrigere Bonitätsnote verpasst.

6. Weil Italien jetzt eine niedrigere Bonitätsnote hat, muss es höhere Zinsen zahlen, was die Italiener wirtschaftlich noch stärker in Bedrängnis bringt.

7. Weil Italien durch höhere Zinsen stärker in Bedrängnis kommt, werden bei Standard & Poor's die Zweifel an der Bonität des Landes gewiss weiter wachsen. Es droht eine noch niedrigere Einstufung, noch höher Zinsen und demzufolge noch schlimmere Wachstumsaussichten.

8. Am Ende geht Italien pleite, weil Standard & Poor's vor der Finanzkrise wertlosen Schrottpapieren das "Tiple A" zuerkannt hat. Der Kreis hat sich geschlossen. Auf der Strecke bleibt ein Land, das 2009 auf der Liste der Staaten mit dem höchsten Bruttoinlandsprodukt auf dem siebten Platz stand.

So ist in kurzen Worten der Teufelskreis beschrieben, in dem sich Italien (und mit ihm die gesamte Eurozone) befindet. Und wer ist schuld? Italien? Standard & Poor's? Die Schrottpapiere? Jedenfalls folgt das Ganze einer recht eigentümlichen Logik. Es geht mir aber nicht aus dem Sinn, dass daran irgend etwas faul ist. Doch was?