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16. August 2012, von Michael Schöfer
Das Schlachtfeld der Zukunft


Unbemannte Drohnen sind auf den Schlachtfeldern der Gegenwart bereits allgegenwärtig, beispielsweise in Pakistan. US-Präsident Barack Obama, der Friedensnobelpreisträger des Jahres 2009, lässt dort mit ihnen regelmäßig angebliche Terroristen töten. "Kollateralschäden" inklusive. Das ist zwar juristisch gesehen Mord (illegale außergerichtliche Tötung), aber militärisch äußerst bequem. Inzwischen soll es 7.500 Drohnen geben, die jeden Punkt der Welt erreichen und völlig gefahrlos via Satellit von einem Luftwaffenstützpunkt in den USA aus gesteuert werden. Die Ausbildung von Jetpiloten bei der Bundeswehr dauert - abhängig von der Studiendauer - bis zu 90 Monate und kostet 2 Mio. Euro (Tornado-Pilot) bzw. 5 Mio. Euro (Eurofighter-Pilot). Die Ausbildung von Drohnenpiloten dauert dagegen nur wenige Wochen und kostet in den USA lediglich 135.000 Dollar. Eine amerikanische Reaper-Drohne ist 10,5 Mio. Dollar wert, während das bemannte F22-Kampfflugzeug zuletzt zu einem Stückpreis von 146 Mio. Dollar zu haben war. Flugzeuge sind trotz ihres hohen Preises leichter ersetzbar als langwierig ausgebildete Piloten. Ihr Leben ist - auch für das Militär - viel kostbarer. Es ist demzufolge naheliegend, unbemannte Kampfflugzeuge zu entwickeln.

Die augenblicklich verwendeten Drohnen sind daher erst der Anfang. Noch können sie Kampfjets nicht vollständig ersetzen, doch dürfte das in 20 oder 30 Jahren ganz anders sein. So hat etwa die US-Luftwaffe gerade einen Hyperschall-Jet getestet, der es auf sechsfache Schallgeschwindigkeit (7000 Kilometern pro Stunde) bringen soll. Auch Schweden entwickelt momentan eine unbemannte Version des Kampfflugzeugs JAS Gripen. Auf den Schlachtfeldern der Zukunft tummeln sich unbemannte Waffensysteme jedoch bestimmt nicht nur in der Luft, sondern ebenso am Boden. Kampfroboter werden dereinst die Regel sein - und die Soldaten der Zukunft riskieren wohl bei der Bedienung ihres Joy-Sticks allenfalls eine Sehnenscheidenentzündung. Vielleicht sind künftige Waffensysteme sogar nicht einmal ferngesteuert, denn die Verwendung von intelligenten und weitgehend autonomen Systemen ist aus militärischer Sicht durchaus erstrebenswert. Aus politischer Sicht muss man das allerdings mit Skepsis betrachten. Wird die Hemmschwelle zum Krieg nicht drastisch herabgesetzt, wenn schlimmstenfalls nur Maschinen draufgehen? Werden autonome Waffensysteme in allen Situationen beherrschbar sein? Und was wird aus der Demokratie, wenn schon eine kleine Elite genügt, um die schlagkräftigsten Roboterarmeen zu kontrollieren? Fragen, auf die es noch keine Antwort gibt. Der Mensch war eben von jeher auf dem Gebiet der Waffentechnik besonders erfinderisch.