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09. Dezember 2010, von Michael Schöfer
Wer im Glashaus sitzt...


Kommentar der französischen Zeitung Le Figaro zu WikiLeaks: "Das legitime Recht, die Öffentlichkeit zu informieren, und alles, was mit einer freien und pluralistischen Information in einem demokratischen Gesellschaft zusammenhängt, hat nichts mit den Missetaten von Wikileaks zu tun. Der massive Zugriff auf diplomatische Dokumente zum Zwecke ihrer Veröffentlichung ist eine Veruntreuung privater Korrespondenz und damit nichts anderes als Diebstahl. Der in London festgenommene Julien Assange ist gewiss nicht der sympathische Internet-Rächer, als den man ihn präsentiert hat. Er ist eher ein gefährlicher Mann ohne Verantwortungsgefühl oder schlimmstenfalls ein perverser Straftäter." [1]

Das merken wir uns (nur für den Fall, dass je wieder eine Zeitung investigativen Journalismus betreiben und dabei aus Geheimdokumenten zitieren sollte):

1. Diplomatische Dokumente sind private Dokumente, keinesfalls staatliche.

2. Die Veröffentlichung von Dokumenten, die ein anderer entwendet hat, ist Diebstahl.

3. Alle Journalisten, die jemals ihnen zugespielte Dokumente veröffentlicht haben oder in Zukunft veröffentlichen, sind unsympathisch, gefährlich, verantwortungslos und pervers.

Naja, wenn's der Figaro sagt...

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[1] Wirtschaftsblatt vom 08.12.2010