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26. Oktober 2017, von Michael Schöfer
Zivilcourage


Der republikanische Senator Jeff Flake hat seinen Rückzug aus dem Senat angekündigt. US-Präsident Donald Trump sei "gefährlich für unsere Demokratie", und er wolle nicht "Komplize" einer "rücksichtslosen" Präsidentschaft sein. Flakes Ausscheiden aus dem Senat ist aber auch dem Umstand geschuldet, dass er von seiner Partei vielleicht gar nicht mehr als Kandidat aufgestellt worden wäre, denn an der republikanischen Parteibasis haben derzeit rechtsgerichtete Radikale das Sagen. Leute vom Schlage eines Stephen Bannon.

Flake möchte sich also nicht mitschuldig machen? Das mag ehrenwert sein, ist allerdings genau die falsche Reaktion. Wie wäre es mit Widerstand? Wenn schon aus dem Senat ausscheiden, dann gezwungenermaßen. Flake sollte wenigstens aufrecht und mit wehenden Fahnen untergehen.

John F. Kennedy war zwar Demokrat, gilt aber dennoch vielen Republikanern als Vorbild. In seinem 1956 erschienenen Buch "Zivilcourage", für das der damalige Senator den renommierten Pulitzer-Preis erhielt, schildert er das Schicksal von acht Politikern der US-Geschichte, die gegen große Widerstände im eigenen politischen Lager unbeirrt an ihrer Überzeugung festhielten und dabei persönliche Nachteile in Kauf nahmen. Zivilcourage sei die wichtigste Eigenschaft eines Politikers, lautete das Resümee Kennedys.

Schade, dass Jeff Flake anders denkt und damit den Anhängern Trumps das Feld überlässt. Dabei bräuchte die amerikanische Demokratie momentan nichts dringender als mehr Zivilcourage.