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14. Oktober 2017, von Michael Schöfer
Wahlkampfauftritt in Wien


Erinnern Sie sich noch, wie stark hierzulande die Empörung war, als der türkische Präsident Erdogan in den deutschen Wahlkampf eingegriffen hat? Erdogan forderte die türkischstämmigen Deutschen auf, bei der Bundestagswahl nicht für CDU, SPD oder die Grünen zu stimmen. Das wurde - zu Recht - als unzulässige Einmischung zurückgewiesen. Jetzt erfahren wir, dass Cem Özdemir von Bündnis 90/Die Grünen einen Wahlkampfauftritt in Wien absolvierte, er unterstützte dort Ulrike Lunacek, die Spitzenkandidatin der österreichischen Grünen. Und die liberalen Neos (Das Neue Österreich und Liberales Forum) holten zur Unterstützung den deutschen FDP-Chef Christian Lindner nach Wien. In unserem Nachbarland finden am Sonntag Nationalratswahlen statt. Nun sind weder Özdemir noch Lindner mit dem türkischen Präsidenten gleichzusetzen, zudem wurden beide eingeladen und haben sich nicht aufgedrängt, dennoch sollte die Nationalratswahl in Österreich allein eine Sache der Österreicher sein. So wie die Bundestagswahl allein eine Sache der Deutschen ist. Als Österreicher würde ich mich jedenfalls fragen, ob Wahlkampfauftritte deutscher Politiker nicht ebenfalls eine unzulässige Einmischung darstellen. Meiner Meinung nach hätten die beiden jeden Versuch unterlassen sollen, Wahlen in einem anderen Land zu beeinflussen. Schon aus Respekt den Österreichern gegenüber.