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09. Oktober 2017, von Michael Schöfer
CSU-Chef Horst Seehofer bekommt seine Obergrenze

In Douglas Adams' Roman "Per Anhalter durch die Galaxis" rechnet ein Supercomputer 7,5 Mio. Jahre lang, um die Fragen aller Fragen zu beantworten. Die Antwort lautete: "42". Die beiden Männer, die sie mit freudiger Erwartung entgegennahmen, waren natürlich furchtbar enttäuscht. 42? Das sollte die Antwort auf die Fragen aller Fragen sein? Unmöglich!

Genauso baff waren wohl die politischen Beobachter, als die Union dem Land ihren Formelkompromiss in Sachen Obergrenze präsentierte. Die Antwort war: "42". Oder zumindest so ähnlich. Die Süddeutsche rechnet wie folgt: "Neue Asylbewerber plus Familiennachzügler plus Kontingentflüchtlinge minus freiwillige Rückkehrer minus Abgeschobene ist gleich 200.000. Maximal." Na, alles klar?

CSU-Chef Horst Seehofer bekommt seine Obergrenze, die aber nicht Obergrenze heißen darf, sondern Zielgröße. Deutschland wird pro Jahr maximal 200.000 Flüchtlinge aufnehmen. Netto, versteht sich. Von denen, die tatsächlich kommen, werden diejenigen abgezogen, die freiwillig ausreisen oder die man abschiebt. Das Asylrecht bleibt unangetastet, neu hinzukommen soll ein Zuwanderungsgesetz. Ob diese Formel der Wirklichkeit standhält, muss sich erst noch zeigen. Sofern sie überhaupt die Koalitionsverhandlungen unbeschadet übersteht. Momentan scheinen jedenfalls alle in der Union mit dem Formelkompromiss zufrieden zu sein. Zerwürfnis? Stimmt, da war mal was...

Die Politik ist wirklich die ganz große Bühne. Da werden Schauspiele geboten, die uns alle mächtig staunen lassen. Wir sind echt baff. So wie die beiden Männer vor dem Supercomputer. Bloß brauchte der Politikbetrieb dazu keine 7,5 Mio. Jahre. Die Dauer eines Bundestagswahlkampfes hatte vollauf genügt.