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08. Oktober 2017, von Michael Schöfer
Heynckes ist ein unpassendes Beispiel


"Die heutigen Alten sind ungleich fitter als deren Eltern", schreibt Nikolaus Piper von der Süddeutschen. Und da sei "es nicht sehr sinnvoll, gute Fachkräfte aufs Altenteil zu zwingen", bloß weil sie das offizielle Rentenalter erreichen. Allerdings wird entgegen seiner Behauptung niemand aufs Altenteil "gezwungen", vielmehr kann jeder aus freien Stücken weiterarbeiten. Entweder anstatt oder neben der Rente. Die Zwangsrente - es gibt sie schlicht nicht. Bei manchen Tarifverträgen läuft das Arbeitsverhältnis mit Erreichen der Regelaltersrente automatisch aus. Aber es ist keiner gehindert, sich um einen freien Arbeitsplatz zu bewerben.

Piper fordert, "die offizielle Altersgrenze ganz abzuschaffen und den Übergang in die Rente flexibel zu gestalten". Doch auch er beklagt, dass über 55-Jährige immer noch große Probleme haben, auf dem normalen Arbeitsmarkt einen neuen Job zu finden. Piper verlangt daher ein Umdenken der Arbeitgeber. Am wichtigsten sei es, "die Altersgrenze aus den Köpfen zu bringen". Und er meint allen Ernstes: Von daher lohne es sich zu beobachten, "wie Heynckes mit der schwierigen Gemengelage bei den Bayern zurechtkommt". Nun sind die Älteren gewiss keine "Generation Heynckes", wie uns Piper in seinem schrägen Vergleich weismachen will, denn normale Arbeitnehmer sind wohl kaum mit einem Fußballtrainer gleichzusetzen, der für sein Kurzzeitengagement vermutlich ein Millionengehalt beziehen wird.

Genau da liegt der Hase im Pfeffer: Beim Geld. Wenn jemand früher in Rente gehen will oder (aus gesundheitlichen Gründen) muss, ist die Rentenhöhe die alles entscheidende Frage. Wie die von Piper beschworene Flexibilität finanziell unterfüttert werden soll, verschweigt er uns jedoch. Die Standardrente nach 45 Versicherungsjahren beträgt heute lediglich 1.231 Euro (netto vor Steuern), das bedeutet ein Rentenniveau von 48,2 Prozent. Wir haben keine "Generation Heynckes", wir haben eine "Generation Niedrigrente". Genau daran kranken ja all diese schönen Rentenmodelle, in der Konsequenz sind sie nämlich meist Rentenkürzungsprogramme. Nur offen sagen will man das niemand, stattdessen werden die perfiden Absichten mit positiv klingenden Begriffen bemäntelt. Generation Heynckes? Pah!