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22. September 2017, von Michael Schöfer
Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall


Die sind sich viel zu sicher und werden überheblich, das kann leicht ins Auge gehen. Ein alter CDUler hat mir ausrichten lassen, ich würde am Wahlsonntag "weinen". Kann sein, dass die Partei, die ich wähle, nicht so gut abschneidet, wie von mir erhofft. Aber eins steht offenbar, wenn man den Umfragen glauben darf, bereits jetzt fest: Die Union wird voraussichtlich die größten Verluste einfahren, deshalb werden am Sonntagabend vor allem die Konservativen Anlass zum Weinen haben. Bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2013 kamen CDU und CSU gemeinsam auf 41,5 Prozent, im Durchschnitt der Umfrageinstitute (Allensbach, Emnid, Forsa, Forschungsgruppe Wahlen, GMS, Infratest dimap und INSA) steht die Union derzeit bei 36 Prozent - macht summa summarum ein Minus von satten 5,5 Prozentpunkten. Den Umfragen zufolge würde die SPD gegenüber der letzten Bundestagswahl 4,2 Prozentpunkte einbüßen, die Grünen 0,6 Prozentpunkte verlieren und die Linke sogar 0,8 Prozentpunkte hinzugewinnen. Wahlsieger sind am 24. September wahrscheinlich die FDP und die AfD. Die Union als größter Wahlverlierer - damit kann ich gut leben. Kurioserweise, doch das ist nur der bundesdeutschen Parteienlandschaft geschuldet, wird Angela Merkel trotzdem Bundeskanzlerin bleiben. Gleichwohl reicht es nach den aktuellen Zahlen nur für eine schwarz-rote oder eine schwarz-gelb-grüne Koalition. Nicht meine Wunschkoalition, aber weinen würde ich deshalb nicht.