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15. September 2017, von Michael Schöfer
Wer Parteifreunde hat, braucht keine Feinde


Wenn man sich auf eines verlassen kann, dann darauf, dass irgendein abgehalfterter Sozialdemokrat seiner Partei kurz vor der Wahl in den Rücken fällt. Insbesondere für Klaus von Dohnanyi, mittlerweile 89 Jahre alt, ist die Warnung vor einer Regierungsbeteiligung der Linken zur Manie geworden. Am 18. September 2005 wurde der 16. Deutsche Bundestag gewählt, am 12. September 2005 warnt Klaus von Dohnanyi im Deutschlandradio vor einer möglichen Regierungsbeteiligung der Linkspartei. "Ich halte jede Koalition mit der Partei Die Linke für einen gravierenden Fehler", sagte er der Welt im Dezember 2008. Im Jahr 2010 prophezeite Dohnanyi seiner Partei sogar den Untergang, falls sie mit den Linken koaliert. Nun wiederholt sich das Spiel: "Wenn sich Herr Schulz nicht vor der Wahl von der Option Rot-Rot-Grün befreit, werde ich ihn nicht wählen", bekennt Klaus von Dohnanyi. "Ich kann doch am 24. September kein Kreuz bei einer Partei machen, mit der dann eventuell in einer Regierung die Linke Entscheidungen des Bundeskanzlers beeinflusst!" (Die Welt-Online vom 21.09.2017) Gut eine Woche vor der Bundestagswahl wird sich die SPD bei ihm über dieses geschickt platzierte Wahlgeschenk sicherlich von ganzem Herzen bedanken. (Achtung: Ironie!) Zumal es vollkommen unnötig erscheint: Rot-Rot-Grün kommt dem ARD-Deutschlandtrend zufolge derzeit bloß auf 37 Prozent kann und von der Kanzlermehrheit nur träumen. Die Werte der SPD sind aber nicht deshalb so schlecht, weil sie mit den Linken koaliert hätte, sondern weil sie als Alternative zur Union nicht mehr erkennbar ist.