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08. Juli 2017, von Michael Schöfer
Wer sinnlose Gewalt sät, wird noch sinnlosere Gewalt ernten


Andreas Blechschmidt, der Sprecher der "Roten Flora", des Autonomen Zentrums im Hamburger Schanzenviertel, wird von tagesschau.de wie folgt zitiert: "Wir haben den Eindruck gehabt, dass sich hier etwas verselbstständigt hat und dass hier eine Form der Militanz auf die Straßen getragen wurde, die sich an sich selbst berauscht hat. Und das finden wir politisch und inhaltlich falsch." Ausgerechnet der Sprecher der Roten Flora ist über Militanz erschrocken? Das ist genauso glaubwürdig wie die Distanzierung der saudischen Wahhabiten, Vertreter einer besonders rigiden Auslegung des Islam, von den Salafisten, einer ultrakonservativen Auslegung des Islam. Nämlich gar nicht, denn das sind bloß zwei Seiten derselben Medaille - nur ist die eine noch ein bisschen schrecklicher als die andere. Die Autonomen der Roten Flora sind keineswegs harmlos geworden und haben mitnichten die Seite gewechselt. Blechschmidt ist lediglich über "eine Form" der Militanz erschrocken. Wohlgemerkt, nicht über Militanz an sich. Der Unterschied ist so minimal wie der zwischen dummen und saudummen Schlägern. Und ob die Autonomen eine politisch und inhaltlich richtige Militanz praktizieren, wie Blechschmidt suggeriert, wage ich zu bezweifeln. Vielmehr gilt: Wer sinnlose Gewalt sät, wird noch sinnlosere Gewalt ernten. Genau das ist jetzt passiert. Die Krawalle, die wir im Schanzenviertel gesehen haben, sind Ausfluss der dortigen linksextremen Subkultur. Und die ist untrennbar mit einem Ort verbunden - der Roten Flora. Anders ausgedrückt: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.