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29. Juni 2017, von Michael Schöfer
Kein Preis, den man bekommen möchte


Der "Darwin Award" ist ja inzwischen vielen ein Begriff. Für die, die ihn nicht kennen: Es handelt sich um eine sarkastische Auszeichnung für Menschen, die sich selbst aus purer Dummheit vorzeitig ins Jenseits befördern und damit aus dem Genpool ausscheiden. Alle Preisträger teilen gemeinsam das Schicksal, dass sie ihre Auszeichnung nur posthum verliehen bekommen. Von ihrem Ruhm bekommen sie daher nichts mehr mit. Ausnahme: Wenn der Preisträger zwar überlebt, aber seine Fortpflanzung irreparabel geschädigt ist. Wie bei dem Mann, der an Silvester Feuerwerkskörper zwischen seine Pobacken klemmte, wo sie dann prompt explodierten und einiges in Mitleidenschaft zogen. Einen Volltreffer landeten zum Beispiel Diebe, die auf einer Baustelle Kupferkabel stehlen wollten. Wer das versucht, sollte sich vorher unbedingt vergewissern, dass sie nicht unter Starkstrom stehen. Das war den Dieben offenbar nicht bekannt.

Heute hat sich erneut ein Anwärter auf den Darwin Award gefunden: Ein junges Paar wollte auf YouTube zu schnellem Ruhm kommen. Ziel war, "eines der gefährlichsten Videos aller Zeiten" zu drehen. Das ist zweifellos gelungen, allerdings anders als gedacht. Der 22-jährige Mann hielt sich ein dickes Buch vor den Bauch und ließ seine 19-jährige Frau aus 30 cm Entfernung mit einer Pistole auf ihn schießen. Die Kugel sollte im Buch steckenbleiben, doch sie hielt sich bedauerlicherweise nicht ans Drehbuch. Was die Preisverleihung wohl dennoch verhindert: Das Paar hat bereits ein Kind, außerdem ist die junge Frau schwanger. Obgleich seine Dummheit absolut preiswürdig erscheint, ist der Mann nicht spurlos aus dem Genpool ausgeschieden. Hoffentlich ziehen daraus wenigstens die Kinder ihre Lehren, wenn man ihnen später einmal sagt, warum sie als Halbwaisen aufwachsen.

War das jetzt Boulevard oder politisch? Letzteres, denn das Ganze fand in den USA statt, was abermals belegt, was das laxe Waffenrecht alles anrichtet.