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07. Juni 2017, von Michael Schöfer
Labour holt auf


Jeremy Corbyns Labour-Party holt auf. Und das zu Recht. Die Amerikaner wären heute vermutlich heilfroh, wenn im November Bernie Sanders die Präsidentschaftswahl gewonnen hätte. Vielleicht sind die alten Männer vom linken Flügel, die aber offenbar im Gegensatz zu den meisten anderen noch Prinzipen haben, nicht die schlechteste Lösung. Mit den Prinzipienlosen haben wir es jetzt oft genug probiert. Und genauso oft ging es in die Hose. Jeremy Corbyn wäre womöglich ebenfalls besser als Theresa May, die bekanntlich nur durch das ständige Wiederholen von substanzlosen Sprüchen glänzt: "Brexit heißt Brexit", "genug ist genug" sowie "starke und stabile Führung". Man fragt sich unwillkürlich: Ist die Premierministerin doof oder hält sie bloß das Wahlvolk für doof?

Nun will May im Kampf gegen den Terrorismus notfalls sogar die Menschenrechte einschränken - und tappt damit genau in die Falle, die die Terroristen für sie aufgestellt haben. Es war nämlich schon von jeher die Absicht von Terroristen, staatliche Überreaktionen zu provozieren. So entfernt sich der Westen immer weiter von seinen eigenen Prinzipien, die schließlich auf der Einhaltung von Menschenrechten beruhen. Eine Politikerin, die in ihrer Amtszeit als Innenministerin bei der Polizei 20.000 Stellen gestrichen hat und jetzt auch noch den Rechtsstaat zur Disposition stellt, ist nicht nur total unfähig, sondern geradezu gefährlich. Da kann sie einem gewissen Donald Trump die Hand reichen. Hoffentlich wählen die Briten morgen klüger als die Amerikaner. Wenn man nicht darauf setzt, dass die Wählerinnen und Wähler dazulernen, kann man die Demokratie ohnehin vergessen. Mays Niederlage wäre ein starkes Zeichen für die Lebendigkeit des Westens.