Home | Archiv | Leserbriefe | Impressum



04. Mai 2017, von Michael Schöfer
Nicht auf Tatsachen gegründet?


Der Chef des Autozulieferers Bosch, Volkmar Denner, hat scharfe Kritik an den drohenden Diesel-Fahrverboten geäußert: "Solche Maßnahmen wären ein nicht auf Tatsachen gegründeter 'Kurzschluss', der schädlich für Arbeitsplätze und den Handel wäre", zitiert ihn die Süddeutsche. Nicht auf Tatsachen gegründet? Beim Stickstoffdioxid (NOx) liegt die Diesel-Pkw-Flotte in Deutschland bei durchschnittlich 767 mg/km. Das hat jedenfalls das Umweltbundesamt festgestellt. Euro-4-Diesel-PKW liegen bei durchschnittlich 674 NOx/km (170 % über dem Grenzwert von 250 mg), Euro-5-Diesel-PKW liegen bei durchschnittlich 906 mg NOx/km (403 % über dem Grenzwert von 180 mg), Euro-6-Diesel-Pkw bei durchschnittlich 507 mg NOx/km (534 % über dem Grenzwert von 80 mg).

Volkmar Denner sorgt sich um die Arbeitsplätze. Und vermutlich auch ein bisschen um die Zahlen von Bosch. Besser wäre, er würde sich auch um die Menschen sorgen, die die Abgase einatmen müssen, die drohenden Fahrverbote kommen schließlich nicht von ungefähr. Seine Kritik müsste er daher an die Autoindustrie richten - und nicht an die Politik oder die Gerichte, die lediglich (ohnehin viel zu spät) über die Einhaltung von Gesetzen wachen. In meinen Augen war Denners Äußerung mal wieder typisch für die Wirtschaft: Hauptsache Profit. Anstelle der Autoindustrie würde ich "mea culpa" rufen und Besserung geloben, die Schuld an der prekären Lage des Diesel trägt nämlich ganz allein sie selbst.