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03. Mai 2017, von Michael Schöfer
Fragwürdige Bekenntnisse der CSU


Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte während eines Truppenbesuchs bei der deutsch-französischen Brigade im elsässischen Illkirch: "Die Wehrmacht ist in keiner Form traditionsstiftend für die Bundeswehr." Abgesehen von einzelnen Widerständlern habe die Wehrmacht nichts mit der Bundeswehr gemein. Recht hat sie. Allerdings hat sich das offenbar noch nicht überall herumgesprochen. Nationalsozialisten als Namensgeber von Bundeswehrkasernen, die Mär von der "sauberen" Wehrmacht, unselige Traditionspflege von Bundeswehrverbänden - bis vor kurzem war das leider keine Ausnahme.

Kurios: Vor 10 Jahren wollte ein gewisser Christian Schmidt den Fliegerhelden der Nazis, Werner Mölders, rehabilitieren: "Mölders hat keine braunen Flecken auf seiner Weste gehabt", behauptete Schmidt. Darüber berichtete die ARD-Sendung "Kontraste" am 7. Juni 2007. Das Bundeswehr-Jagdgeschwader 74 trug nämlich bis 2005 Mölders' Namen, wurde aber aufgrund eines belastenden Gutachtens vom damaligen Bundesverteidigungsministers Peter Struck (SPD) umbenannt. Damit war der CSU-Politiker jedoch nicht einverstanden. Heute sitzt besagter Christian Schmidt als Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft gemeinsam mit Ursula von der Leyen am Kabinettstisch. Da darf man gespannt sein, ob sie ihm ihre Erkenntnisse über die Traditionspflege der Bundeswehr auf dem kurzen Dienstweg mitzuteilen gedenkt.

Ach, übrigens, in Ingolstadt gibt es nach wie vor eine "Möldersstraße". Der Versuch, die Straße umzubenennen, scheiterte 2005 an der CSU. Im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen gibt es ebenfalls eine "Möldersstraße", passenderweise unweit des Nato-Fliegerhorsts Awacs. Auch hier scheiterte 2005 die Umbenennung an der dort seinerzeit mit absoluter Mehrheit regierenden CDU. Ursula von der Leyen muss wohl noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Nicht nur innerhalb der Bundeswehr, sondern auch in der Union.