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19. April 2017, von Michael Schöfer
Neuwahlen sind die zweite Chance


Nach dem EU-Referendum am 23. Juni 2016 beklagten sich die mehrheitlich europafreundlichen Jungen, die europafeindlichen Älteren hätten ihnen die Zukunft versaut. Die Älteren hätten für den Brexit gestimmt, aber die Jungen müssten ihn aufgrund ihres Alters ausbaden. In der Altersgruppe der unter 24-Jährigen haben damals allerdings nur 36 Prozent gewählt, in der Altersgruppe der über 55-Jährigen lag die Wahlbeteiligung dagegen bei über 80 Prozent. Die Jüngeren waren also am Brexit durch ihre Wahlenthaltung selbst schuld, hätte bei ihnen die Wahlbeteiligung ebenfalls bei 80 Prozent gelegen, wäre das Referendum womöglich anders ausgegangen.

Doch jetzt haben die Jungen eine zweite Chance, denn in Großbritannien gibt es im Juni Neuwahlen. Premierministerin Theresa May steht in Umfragen gut da und will sich für die Austrittsverhandlungen mit der EU ein stärkeres Mandat holen. Nehmen wir an, die Jungen gehen fast vollständig wählen und geben ihre Stimmen den europafreundlichen Liberaldemokraten. Noch könnte eine liberaldemokratische Regierung den EU-Austritt rückgängig machen. Zumindest theoretisch. Ist zwar wenig wahrscheinlich, aber in der Politik hat man bekanntlich schon Pferde kotzen sehen. Jedenfalls wäre das eine hochinteressante politische Konstellation. Angesichts des Mehrheitswahlrechts in Großbritannien nicht einmal eine vollkommen unmögliche. Ein Erdrutschsieg könnte den Liberaldemokraten in Westminster die absolute Mehrheit bringen, und die Zukunft der jungen Generation wäre vielleicht gerettet.