Home | Archiv | Leserbriefe | Impressum



19. April 2017, von Michael Schöfer
Türkische Wahlkommission ändert kurzerhand die Regeln


Hurra, der FC Bayern München hat in der Champions League das Viertelfinal-Rückspiel gewonnen und Real Madrid aus dem Wettbewerb geworfen. Wie bitte? Nein, ich habe nicht zu viel geraucht. Und ich verbreite auch keine Fake-News. Ich mache lediglich das, was die türkische Wahlkommission beim Verfassungsreferendum gemacht hat: Ich ändere einfach während des Spiels die Regeln. Denn obgleich das türkische Wahlgesetz auf Wahlumschlägen und Stimmzetteln ausdrücklich amtliche Stempel verlangt, hat die Wahlkommission am Wahltag kurzentschlossen die Regeln geändert und auch Stimmzettel ohne amtlichen Stempel zugelassen. Angeblich seien 2,5 Mio. Stimmzettel manipuliert gewesen, ohne die das Referendum womöglich anders ausgegangen wäre. Deshalb hätten die Bayern in Madrid tatsächlich schon in der regulären Spielzeit gewonnen, wenn die UEFA während der Halbzeitpause ebenfalls die Regeln geändert hätte, und zwar die zur Zählung der Auswärtstore. Normalerweise gewinnt ja bei Gleichstand die Mannschaft, die mehr Auswärtstore erzielt hat. Hätte die UEFA also gesagt, ab dem 18. April zählen Auswärtstore doppelt (eine kleine, aber entscheidende Nuance), wäre München mit 5:3 Toren als Sieger vom Platz gegangen (beim Hinspiel am 11. April ist die neue Regel schließlich noch nicht in Kraft gewesen). Nur weil die UEFA partout auf die Einhaltung der Regeln pochte, stand es in Madrid nach 90 Minuten bei den Toren 3:3, weshalb es in die Verlängerung ging, die dann am Ende Madrid gewann. Wäre aber aus der Sicht der Bayern vollkommen unnötig gewesen. Schade, dass es in der UEFA zu wenig Bayern-Fans gibt. Da hat Erdogan seine Fans in der Wahlkommission zugegebenermaßen geschickter platziert.