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30. März 2017, von Michael Schöfer
Türkischer Geheimdienst ziemlich unprofessionell


Ob John le Carré oder Frederick Forsyth je berühmte Schriftsteller geworden wären, wenn die Helden ihrer Spionageromane so dilettantisch gearbeitet hätten, wie der türkische Geheimdienstchef Hakan Fidan? Vermutlich nicht. Dass der MIT wirklich geglaubt hat, der BND würde ihm nicht nur Erkenntnisse über in Deutschland lebende Anhänger der Gülen-Bewegung zukommen lassen, sondern obendrein auch noch die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering bespitzeln, ist ziemlich unprofessionell. Schließlich war dem MIT die skeptische Haltung des BND hinsichtlich der Beteiligung der Gülen-Bewegung am versuchten Militärputsch bekannt. BND-Chef Bruno Kahl: "Die Türkei hat auf den verschiedensten Ebenen versucht, uns davon zu überzeugen. Das ist ihr aber bislang nicht gelungen." Außerdem ist der BND ein Auslandsgeheimdienst, der laut BND-Gesetz im Inland gar nicht tätig werden darf. Und er sollte sich schon gar nicht dabei ertappen lassen, Bundestagsabgeordnete zu überwachen. Hätte der MIT-Chef eigentlich wissen müssen. Dass der türkische Geheimdienst die politische Brisanz seines Anliegens völlig verkannte, ist bezeichnend für die Paranoia, die derzeit in der Türkei herrscht. Und wenn türkische Behörden im Ausland so auftreten, kann man sich gut vorstellen, wie sie bei sich zu Hause agieren.