Home | Archiv | Leserbriefe | Impressum



08. März 2017, von Michael Schöfer
Hätte die EU Schicklgrubers Wirken achselzuckend hingenommen?


Versetzen wir uns einmal gedanklich zurück ins Jahr 1933. Nehmen wir weiterhin an, damals hätte es schon die Europäische Union gegeben. Bloß mal als Gedankenexperiment. Der Kontinent wird nach dem Börsencrash von 1929 jahrelang von einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise gebeutelt, das traditionelle Wählerverhalten ändert sich dramatisch. Rechtspopulisten bekommen Zulauf, Autokraten agieren immer dreister. Im Januar passiert dann das, was viele befürchtet haben: Ein gewisser Adolf Schicklgruber wird in Deutschland Regierungschef. Sogleich macht er sich an die Verwirklichung seiner bösartigen Absichten. Journalisten und Oppositionelle werden eingesperrt, politisch unzuverlässige Beamte entlassen, Zeitungen gleichgeschaltet, die Unabhängigkeit der Justiz angegriffen, das Parlament durch ein Ermächtigungsgesetz entmachtet, Minderheiten drangsaliert etc. (Mithin all das, was wir auch heute in Europa wieder vorfinden.) Preisfrage: Wie hätte die EU reagiert? Hätte sie Schicklgrubers Wirken achselzuckend hingenommen oder aktiv etwas dagegen unternommen? Und falls letzteres, was?