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03. März 2017, von Michael Schöfer
Im Land am Nil sind immer nur die Opfer schuld


Der ägyptische Ex-Präsident Husni Mubarak ist vom Vorwurf freigesprochen worden, er sei für den Tod von 846 Menschen mitverantwortlich, die 2011 während der Massenproteste gegen die Diktatur demonstriert hätten. Schon vor Jahren wurden etliche Polizisten vom Vorwurf der Tötung von Demonstranten freigesprochen. Es gibt also keine Verantwortlichen - weder an der Spitze der Befehlskette noch unten bei den Befehlsempfängern. Der amtierende Präsident Abd al-Fattah as-Sisi hat sich übrigens 2013 an die Macht geputscht, bei Protesten gegen den Militärputsch wurden etwa 1.400 Menschen erschossen. Doch dafür wird er ebenfalls wohl kaum die Verantwortung tragen müssen, denn im Land am Nil sind immer nur die Opfer schuld. Okay, zugegeben, es gibt eine Ausnahme: Ex-Präsident Mohammed Mursi sitzt derzeit eine 60-jährige Haftstrafe ab. Wegen angeblichem Geheimnisverrat und wegen Verschwörung zu einem Gefängnisausbruch. Tote soll er jedoch nicht auf den Gewissen haben. Aber Mursi ist ja bekanntlich ein Muslimbruder, und bei denen ist die volle Härte des Gesetzes angebracht.