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15. Februar 2017, von Michael Schöfer
Das erinnert an den Apartheid-Staat in Südafrika


Wenn sich die USA und Israel von der Zwei-Staaten-Lösung verabschieden, stellt sich unweigerlich die Frage: Was wäre denn die Alternative? Israel ist (noch) eine Demokratie, steht aber vor einem riesigen demographischen Problem. Nachfolgend ein kurzer Überblick:


Bevölkerung Israel
(inkl. Golan-Höhen und Ost-Jerusalem)
Bevölkerung
Westbank
Bevölkerung
Gazastreifen

insgesamt 8.174.527 3.083.587 1.753.327
Juden 6.114.546 385.900 - 6.500.446
Araber 2.059.981* 2.697.687 1.753.327 6.510.995
Bev.-Wachstum 1,53 % 1,86 % 2,39 %
Quelle: CIA World Factbook, *= überwiegend Araber

Bei einer Ein-Staaten-Lösung unter Beibehaltung der Demokratie müsste Israel den Charakter eines jüdischen Staates aufgeben, da die jüdische und die arabische Bevölkerung schon jetzt einen Gleichstand erreicht haben. Hätten alle Araber Wahlrecht, könnten sie unter Umständen sogar die Regierung bilden. Außerdem ist das Bevölkerungswachstum der Araber höher als das der Juden, langfristig wird das demographische Verhältnis aus der Sicht der Juden also ungünstiger. Folglich dürfte Israel anstreben, bei einer Ein-Staaten-Lösung den Arabern der Westbank und des Gazastreifens die Staatsbürgerrechte vorzuenthalten. Die Spaltung in einen dauerhaft privilegierten und einen dauerhaft diskriminierten Bevölkerungsteil wäre unausweichlich.

Das erinnert an den Apartheid-Staat in Südafrika vor 1994. Denkbar wäre, den Gazastreifen ganz außen vor zu lassen, dann stünden den 6,1 Mio. Juden 4,8 Mio. Araber gegenüber. Ob die Palästinenser diese Teilung akzeptieren werden, ist jedoch zu bezweifeln. Vermutlich ist die israelische Regierung daher gar nicht an einem echten Frieden interessiert, sondern wird den Status quo solange wie nur irgend möglich aufrechterhalten wollen. Entschärft wird der Nahost-Konflikt dadurch natürlich nicht.