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02. Februar 2017, von Michael Schöfer
Es fällt einem schwer, nicht zornig zu werden


Woher kommt eigentlich diese unbändige Wut aufs Establishment, fragen die Medien verständnislos. Nun, dafür reichen schon ein paar Zahlen: Dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung zufolge bekamen im Jahr 2014 westdeutsche Männer im Durchschnitt eine gesetzliche Rente von 994 Euro, bei westdeutschen Frauen waren es 576 Euro. Der Unterschied wird sich in Zukunft verringern. Aber nicht, weil die Frauen so stark aufholen würden. Nein, die Männer bekommen immer weniger. Zwischen 1966 und 1970 geborene Männer erzielen geringere Rentenansprüche als Männer, die zwischen 1936 und 1945 geboren wurden und bereits im Ruhestand sind. Und kürzlich habe ich die Pensions-Info einer vom Bruttogehalt her vergleichbaren 42-jährigen Beamtin gesehen. Wenn sie jetzt vorzeitig gehen würde, wäre ihre Pension höher als meine spätere gesetzliche Rente, die ich voraussichtlich nach 48 Jahren ununterbrochener Erwerbstätigkeit beziehen werde. Ist das etwa gerecht? Von den völlig abgehobenen Ruhestandsvergütungen der Manager ganz zu schweigen. So soll beispielsweise der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn laut einem Zeitungsbericht eine Betriebsrente von 3.100 Euro kassieren. Pro Tag wohlgemerkt, nicht pro Monat. Da fällt es einem wirklich schwer, nicht zornig zu werden.