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31. Januar 2017, von Michael Schöfer
Ich warte nur noch auf die Stellenausschreibung


Ich habe gelesen, dass der scheidende Bahn-Chef Rüdiger Grube 2015 eine Gesamtvergütung von 1,4 Mio. Euro bezogen haben soll. An so einem lukrativen Job bin ich natürlich brennend interessiert, weshalb ich nur noch auf die Stellenausschreibung warte. Schon als Kleinkind habe ich vielfältige Erfahrungen mit einer Modelleisenbahn gesammelt, Ärger mit verspäteten Zügen gab es damals nie. Mir wurde zwar nachgesagt, dass ich die Züge gerne in den Kurven entgleisen ließ, aber heute würde ich das natürlich aus Rücksicht auf die Passagiere nicht mehr machen. Großes Indianer-Ehrenwort. Ohnehin kann ich mich an derartige Begebenheiten überhaupt nicht mehr erinnern, halte daher diesbezügliche Vorwürfe für das, was sie zweifellos sind: bösartige Verleumdungen. Mit dem Seehofer, der sogar noch als Erwachsener eine Modelleisenbahn im Keller stehen hat, bin ich mir schon grundsätzlich über meine herausragende Qualifikation für diesen Job einig geworden. Sozusagen von Modelleisenbahner zu Modelleisenbahner.

Die Bundesregierung wird doch hoffentlich nicht ernsthaft den Ronald Pofalla als Nachfolger in Erwägung ziehen. Mein Gott, der hat Sozialpädagogik und Jura studiert und weiß bestimmt nicht einmal, wie man einen Modelleisenbahntrafo bedient. Wie soll der erst mit den hochkomplexen Stellwerken der echten Bahn zurechtkommen? Sein einziger Pluspunkt ist doch das CDU-Parteibuch. Außerdem mobbt Pofalla gerne Mitarbeiter (O-Ton: "Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen"). Wie Sie sicherlich gemerkt haben, habe ich für diesen Job viel bessere Voraussetzungen. Unter dem Gesichtspunkt "Eignung, Leistung, Befähigung" kommt die Regierung an mir eigentlich nicht mehr vorbei - zumindest wenn alles mit rechten Dingen zugeht. Es sei denn, Seehofer hätte selbst Interesse am Chefsessel der Bahn, seine Modelleisenbahn ist nämlich größer als meine.