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24. Januar 2017, von Michael Schöfer
Hoffen wir, dass sich Martin Schulz geschickter verhält


Immerhin ist Sigmar Gabriel Realist. Wenigstens das. Nun soll Martin Schulz die Kastanien aus dem Feuer holen. Doch Vorsicht: Erinnern Sie sich an einen gewissen Peer Steinbrück? Als der im Dezember 2012 von der SPD als Kanzlerkandidat auf den Schild gehoben wurde, hatte er noch gute Umfragewerte. "41 Prozent aller Befragten meinen, dass der Ex-Finanzminister auch ein guter Kanzler wäre", ergab damals eine Befragung im Auftrag des Stern. Kurz danach brach Steinbrück aber drastisch ein, im Januar 2013 kam er bloß noch auf 22 Prozent. Und warum? Wie ungeschickt: Er beklagte das angeblich zu niedrige Kanzlergehalt. "Nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als die Kanzlerin." Aus seiner Sicht verständlich, denn als Kanzler hätte er seine exorbitanten Nebeneinkünfte verloren. Vom Wähler wurde das allerdings weniger goutiert, den Ruf eines Gierschlundes wurde er nie wieder los. Und im September, kurz vor dem Wahltag, glänzte er zu allem Überfluss auch noch mit dem Stinkefinger. Hoffen wir mal für die SPD, dass sich Martin Schulz geschickter verhält. Schulz kann Wahlkampf, unterschätzen würde ich ihn jedenfalls nicht. Aber das Grundproblem der SPD bleibt auch mit ihm ungelöst, die Agenda-Politik hat viele ehemalige Stammwähler vertrieben. Schulz kann eine bessere Show abliefern als Gabriel. Aber ob das reicht? Abwarten!