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04. Januar 2017, von Michael Schöfer
Absprachen wegen Cyberangriffen wären vernünftig


Mit Anschuldigungen, wer hinter einem Cyberangriff steht, sollte man sehr zurückhaltend umgehen. Auch die Behörden verbreiten oft nur Vermutungen, stellen diese aber als scheinbar gesicherte "Erkenntnisse" dar. Jüngstes Beispiel: Die Schadsoftware, die auf einem Laptop des amerikanischen Stromversorgers Burlington Electric gefunden worden sein soll. Vorgestern hieß es noch, man habe die Software der russischen Cyberattacke "Grizzly Steppe" zuordnen können, die auch beim Angriff auf die Computer der Demokratischen Partei verwendet worden sei. Dies wurde allgemein als gefährlicher Angriff auf die Infrastruktur gewertet. Jetzt heißt es, ein Mitarbeiter des Stromversorgers habe lediglich seinen Yahoo-Mailaccount geöffnet, was einen Alarm auslöste. Kurzum, die Russen hätten damit wohl doch nichts zu tun. Früher wurde lange Zeit die Gefahr eines Nuklearkriegs aus Versehen erörtert, die Supermächte haben deshalb im Kalten Krieg entsprechende Vorkehrungen getroffen. Heute verlagert sich die Gefahr eines irrtümlich angenommenen Angriffs zunehmend ins Internet. Vernünftig wäre, auch in diesem Bereich Absprachen zu treffen, allerdings dürften diese angesichts der Komplexität wesentlich schwerer fallen.