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29. Dezember 2016, von Michael Schöfer
Die Katastrophe bleibt vorerst aus


Sollten sich die Wähler für den Brexit entscheiden, werde es Großbritanniens Wirtschaft schlecht ergehen, hieß es vor dem EU-Referendum am 23. Juni 2016. Doch die Katastrophe bleibt vorerst aus, denn die Arbeitslosenquote ist im Oktober sogar auf 4,8 Prozent gesunken - der tiefste Stand seit elf Jahren. Nun hört man, die Katastrophe komme eben spätestens dann, wenn Premierministerin Theresa May offiziell den Austritt aus der EU erklärt. Die Rest-EU werde mit dem Königreich hart verhandeln und dabei wenig Zugeständnisse machen. Doch genau das ist ziemlich unwahrscheinlich. Großbritanniens Handelsbilanz ist seit langem im Minus, was für andere logischerweise ein entsprechendes Plus bedeutet. Kurz gesagt: Londons Handelspartner verdienen auf der Insel viel Geld. Zu diesem erlauchten Kreis gehören ausgerechnet die wichtigsten EU-Staaten: Frankreich, Deutschland, Niederlande, Spanien, Italien. Und die werden bestimmt einen Teufel tun, London für den Austritt aus der EU zu bestrafen, die Geschäfte sollen ja auch danach noch weiterlaufen. Möglichst profitabel, versteht sich. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass man beim Handel mit Großbritannien hohe Zollschranken errichten wird, denn die wichtigsten EU-Staaten würden sich damit bloß ins eigene Fleisch schneiden.