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19. Dezember 2016, von Michael Schöfer
Gibt es in Frankreich einen Promi-Bonus?


IWF-Chefin Christine Lagarde ist vom Gerichtshof der Republik der Fahrlässigkeit im Amt schuldig gesprochen worden, sie habe nachlässig gehandelt und damit eine Veruntreuung öffentlicher Gelder ermöglicht. Immerhin ging es um einen Schaden von mehr als 400 Millionen Euro. So weit, so gut. Doch jetzt kommt's: Das Gericht verzichtete auf eine Strafe. Begründung: Wegen der "Persönlichkeit" Lagardes und ihrem "internationalen Ansehen". Gibt es in Frankreich einen Promi-Bonus? Andere, weniger prominente Angeklagte, werden bei einer solch hohen Summe zu Haftstrafen verurteilt. Und ich dachte, vor dem Gesetz seien alle ohne Ansehen der Person gleich, so habe ich das jedenfalls mal gelernt. Manche sind offenbar doch gleicher. "Ob arm oder reich, alt oder jung, berühmt oder unbekannt – alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich", schreibt die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg in der Grundrechtefibel für Kinder ab 8 Jahren. Aber wir wissen ja, dass Kinder auf dem Weg zum Erwachsenwerden ihre Naivität verlieren. Angesichts solcher Urteile wenig verwunderlich.