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05. Dezember 2016, von Michael Schöfer
Manche legen eben keinen Wert auf Fakten


Was wir schon lange geahnt haben, ist nun endlich zur Gewissheit geworden: Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft im Deutschen Beamtenbund, ist ein Exponent des postfaktischen Zeitalters. Zum Sexualmord an einer Studentin in Freiburg sagte er der BILD-Zeitung: "Dieses und viele andere Opfer würde es nicht geben, wäre unser Land auf die Gefahren vorbereitet gewesen, die mit massenhafter Zuwanderung immer verbunden sind. Und während Angehörige trauern und Opfer unsägliches Leid erfahren, schweigen die Vertreter der 'Willkommenskultur'." Mutmaßlicher Täter war ein 17-jähriger afghanischer Flüchtling.

Mitte des Jahres legten Wendts Kollegen, nämlich die vom Bundeskriminalamt, der Öffentlichkeit die Erkenntnisse ihrer Untersuchung vor. Erstens: Die Kriminalität von Flüchtlingen in Deutschland ist gesunken. Zweitens: Zuwanderer aus Ländern wie Syrien, Irak oder Afghanistan sind unterdurchschnittlich oft straffällig. Flüchtlinge aus Serbien, Marokko und Georgien liegen hingegen über dem Durchschnitt. Außerdem lagen die polizeilich erfassten Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung im Jahr 2015 auf dem niedrigsten Stand der letzten 15 Jahre. In diesem Deliktsbereich nehmen die Straftaten also ab anstatt zu. Manche legen eben keinen Wert auf Fakten. Und je weniger sie wissen, desto überzeugter sind sie von ihrer Meinung.