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02. Januar 2018, von Michael Schöfer
Boris Palmer ist ein Populist


Boris Palmer ist wirklich ein Populist. "Wer nicht nachweisen kann oder durch eine Untersuchung nicht belegen will, dass er unter 18 Jahren alt ist, wird als Erwachsener behandelt", schreibt er laut SWR auf seiner Facebook-Seite. Palmer meint damit Flüchtlinge, bei denen sich die Altersbestimmung oft als schwierig erweist. Wenn solche skurrilen Vorschläge, die im übrigen kaum mit unseren Rechtsgrundsätzen in Einklang zu bringen sind, von einem Grünen kommen, werden sie nicht besser. Und sie hätten genauso gut von der AfD kommen können.

Ein 15-Jähriger soll also laut Palmer, wenn er sein Alter nicht belegen kann, kurzerhand als Erwachsener behandelt werden? Oder sich röntgen lassen, was allerdings Bundesärztekammer ablehnt. Wobei man das Alter auch mithilfe einer Röntgenuntersuchung nur unpräzise feststellen kann. Doch angesichts der Gefahren, "die von dieser Gruppe junger Männer" ausgehe, halte er nichts von solchen Einwänden, entgegnet der Tübinger Oberbürgermeister. Man müsse falsche Altersangaben wirksam aufdecken.

Entzündet hat sich die aktuelle Diskussion am Verbrechen eines angeblich 15-jährigen afghanischen Flüchtlings, der im südpfälzischen Kandel ein gleichaltriges Mädchen erstach. So ein Verbrechen ist natürlich furchtbar. Wie allerdings eine Altersfeststellung das Verbrechen verhindert hätte, verrät uns Boris Palmer nicht. Nehmen wir an, der Täter wäre durch eine Altersuntersuchung als 17-Jähriger eingestuft worden, hätte er dann nicht zugestochen? Was hat das Alter mit dem Verbrechen zu tun? Mir erschließt sich Palmers "Logik" jedenfalls nicht.

Wenn ich mich nicht täusche, gibt es bislang über das Motiv des Täters keine belastbaren Fakten. Laut Staatsanwaltschaft laufen derzeit noch die Ermittlungen. Voreilige Schlussfolgerungen sollten sich ebenso verbieten wie Pauschalurteile. Und unsinnige Vorschläge sowieso.