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08. November 2016, von Michael Schöfer
Ungleichheit: Bloß noch Mexiko schlechter als die USA


Die Österreicher verdienten 2015 im Durchschnitt weniger als vor zehn Jahren. "Im Schnitt war das Einkommen nach Steuern und Transfers im Vorjahr um 1,3 Prozent niedriger als 2006", schreibt DerStandard. Man soll ja nicht monokausal alles auf eine einzige Ursache zurückführen, aber die schrumpfenden Einkommen sind zumindest ein Grund für den Aufstieg der rechtspopulistischen FPÖ. Österreich ist leider keine Ausnahme: 46 Prozent der US-Bürger bekommen mangels Rücklagen Probleme, wenn Auto oder Waschmaschine kaputtgehen. Andererseits verdienten die 25 bestbezahlten Hedgefondsmanager der USA im vergangenen Jahr mehr als alle 158.000 amerikanischen Kindergarten-Erzieher zusammen, schreibt Der Tagesspiegel.

Was die Ungleichheit angeht sei unter den Industriestaaten bloß noch Mexiko schlechter als die USA. Nun, warten wir mal ab, was die heutige US-Wahl an Ergebnissen bringt. Jedenfalls gefährdet der Raubtierkapitalismus inzwischen die Demokratie, weil er fragwürdige Elemente wie Donald Trump nach oben spült. Und Zuspruch bekommen sie, weil inzwischen viele die wachsende Ungleichheit gründlich satt haben. Große Teile der Bevölkerung sind oder fühlen sich vom Wohlstand abgekoppelt, die Mittelschicht (normalerweise das Rückgrat der Demokratie) erodiert und hat verständlicherweise Angst vor dem Abstieg. Sind unsere Verantwortlichen eigentlich total blind?